Stellen wir uns eine Familie mit drei Kindern vor, von denen eines – nennen wir es Yves – nach einem Sportunfall dauerhaft im Rollstuhl sitzen muss. Ein gemeinsamer Veloausflug der Familie am Greifensee – undenkbar! Jetzt nicht mehr, muss man sagen, seit der am 30. März gegründete Verein VeloTixi Züri seinen Fahrdienst aufgenommen hat. Auf der Ladefläche eines Dreirad-Elektrovelos (Pedelec) hat Yves mit seinem Rollstuhl Platz, und ein ehrenamtlicher Fahrer kutschiert ihn an der Seite seiner Eltern und seiner Geschwister rund um den Greifensee. Was für ein ungeahntes Vergnügen!
Berkin Baser, Präsident von VeloTixi Züri, hält fest, dass im Lancierungsjahr auf begleitete Einzel- und Rundfahrten für Minderjährige in ihrer Freizeit fokussiert wird. «Diesen Schwerpunkt legen wir, weil wir gerne Kindern und Jugendlichen dieses Gefühl der Freiheit vermitteln möchten.» Grundsätzlich aber könnten Vereinsmitglieder jeden Alters eine Fahrt buchen, fügt Baser hinzu.
Sicherheit vor Schnelligkeit
Aktuell betreibt der gemeinnützige Verein vier Dreirad-Pedelecs aus niederländischer Produktion, die anderen langsamen E-Bikes gleichgestellt sind und mit denen sich somit Strassen, Velowege, Mischzonen und für Velos geeignete Wanderwege befahren lassen. «Die Sicherheit steht dabei an erster Stelle», betont Baser. «Fahrten werden nur durchgeführt, wenn sie den Sicherheitsvorgaben der Geschäftsstelle entsprechen.» Sandra Iseli, Kommunikationsverantwortliche von VeloTixi, ergänzt: «Wir bieten nur nicht zeitsensitive Fahrten an», Fahrten also, bei denen es auf eine Viertelstunde mehr oder weniger nicht ankommt – wie eben beim eingangs geschilderten Beispiel.
Bei VeloTixi Züri hofft man darauf, mit den Einzel- und Rundfahrten «massgeblich etwas zur Lebensqualität von gehbehinderten Personen beitragen zu können», wie Berkin Baser erläutert. Neben einem Veloausflug mit der Familie sind eine Spazierfahrt im Wald oder eine Besuchsfahrt zu Verwandten und Freunden mögliche Beispiele. Wie das Angebot tatsächlich genutzt werden wird, weiss man noch nicht: In der ersten Woche gingen noch keine Buchungen ein. Im Verein engagieren sich sämtliche Fahrer, Disponenten, Projektmitarbeiter und Vorstände ehrenamtlich. Mit Sonja Rueff-Frenkel, FDP-Kantonsrätin, sowie Petra Furrer und Daniel Stutz (beide Geschäftsleitung Tixi Zürich) weist der Vorstand prominente Mitglieder auf.
Erforschte Mobilitätsbedürfnisse
Das Projekt, das den Stadtzürcher Wettbewerb «Für Züri» gewonnen hat und sich in den Gründungsjahren durch die Preissumme finanziert, ist mit Mobilitätsforschung verknüpft. Sie zielt unter anderem darauf, die Mobilitätsbedürfnisse von Rollstuhlfahrern in Zürich anhand der Fahrten zu erfassen und diese zuhanden anderer Fahrdienste sichtbar zu machen.