Lorenz Steinmann
Der Oktober war in Zürich der wärmste Monat seit Messbeginn vor 158 Jahren. Heiztage: gegen null. Entsprechend gut sind die Stauseen gefüllt. Wasserkraft, das ist für Zürich die Stromquelle Nummer 1. Unsere Vorfahren haben schon im vorletzten Jahrhundert die eigene Stromversorgung geplant. 1893 wurden Turbinen beim Letten an der Limmat in Betrieb genommen, dann kamen eigene Kraftwerke in Graubünden (Marmorera, Sils im Domleschg, Albigna) hinzu.
Der von EWZ ins Schweizer Stromnetz eingespeiste Strom hat in Zürich einen indirekt perfekten Selbstversorgungsgrad und damit relativ stabile Strompreise zur Folge – trotz des Ukrainekriegs und der Finanzkrise bei Axpo. Axpo gehört den Kantonen Zürich, Aargau, Schaffhausen, Glarus und Zug. Im Gegensatz zur Stadt Zürich explodieren momentan die Strompreise auf dem freien Markt. Dazu gehören auch Gemeinden ausserhalb von Zürich und Firmen, die lieber den viele Jahre oft günstigeren Tagesstrompreis einkauften. Diese haben nun das Nachsehen, etwa das Hotel/Restaurant Storchen, wie im «Blick» nachzulesen war (siehe Kasten).
Gratisberatungen im «Klimabüro»
Trotz der gar nicht so schlechten Situation in Zürich rät Energieexperte Peter Wieland zum bewussten Umgang mit der Energie. «Sparen» als Begriff braucht er je nach Kundschaft. «Leute, die aufs Portemonnaie schauen, kann man damit gut abholen, denn Strom sparen kann schon einschenken», sagt er. Aber es gebe auch Leute, denen das Geld eher egal sei. Diese sprächen dafür auf Gefühle an. Sprich: Brauche ich weniger Energie, gibt das ein gutes Gefühl, ich mach etwas für die Rettung der Erde. Wieland schmunzelt. Er kennt das Metier nach 26 Jahren Tätigkeit beim EWZ.
Die Themen sind oft dieselben geblieben, doch heute finden die Beratungen häufig online statt (siehe Fusszeile). «Zu Firmen gehen wir für Beratungen, zu Privaten fast nie.» Diese können aber ins EWZ-Kundenzentrum an den Beatenplatz 2 kommen. Hier gibts eine Art Walk-in. Neuerdings heisst der helle, grosse Raum «Klimabüro».
Keine klare Strom-Nummer eins
Während des Interviews herrscht ein reges Kommen und Gehen. Hier kann man auch eines der 20 Strommessgeräte ausleihen. «Nur so kommt man den unscheinbaren Stromfressern im Haushalt auf die Schliche», weiss Wieland. Dabei gebe es aber keine klare Nummer eins. Finanziell schenkt grundsätzlich weniger Heizen am meisten ein.
Wer die Heizung nur schon ein Grad tiefer einstellt, spart sechs Prozent an Kosten oder bis zu 115 Franken pro Jahr. Da kann man die Heizkostenabrechnung positiv beeinflussen, keine Frage. Für Wieland sind 20 Grad im Wohnbereich gut erträglich, im Schlafzimmer können es auch 15 bis 18 Grad sein. «Es gibt doppelte Daunendecken, ich habe solche zu Hause», erzählt der zweifache Familienvater. Durchaus nützlich sein kann auch, die Fensterläden oder Storen wie in den guten alten Zeiten nachts zu schliessen. «Die Luft dazwischen wirkt isolierend.» Schlecht hingegen sind in der kalten Jahreszeit Kippfenster. «Lieber stosslüften dreimal am Tag fünf bis zehn Minuten», rät der Experte. Dadurch lassen sich bis 200 Franken pro Jahr sparen.
Verabschieden sollte man sich zudem von der Gewohnheit, immer mit offenem Fenster zu schlafen. Wer das nicht schafft: «Drehen Sie den Thermostat auf Sternchen * und schliessen Sie die Zimmertür.»
Ganz persönliche Sparvorschläge
Was tut Peter Wieland sonst noch zu Hause fürs Stromsparen? Er hat die Temperatur der Wärmepumpe reduziert, alle Halogenlampen durch LED ersetzt, den Wasserboiler auf 55 Grad eingestellt und, wo es geht, Steckerleisten montiert. So werden Standby-Stromfresser minimiert. Geräte mit Batterien speist Wieland mit Akku-Batterien. «Ein Top-Ladegerät lohnt sich, so halten die Batterien viel länger, weil sie individuell aufgeladen werden», so Wielands nützliche Erfahrung.