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Stadt Zürich
09.11.2022
09.11.2022 20:29 Uhr

EWZ-Profi weiss, wie man Energie spart

«Nur dank Strom-Messgeräten kommen Sie den Stromfressern auf die Schliche», weiss EWZ-Energieexperte Peter Wieland. Bei EWZ kann man solche gegen ein Depot von 100 Franken ausleihen. Zu kaufen gibt es taugliche Geräte ab etwa 120 Franken.
«Nur dank Strom-Messgeräten kommen Sie den Stromfressern auf die Schliche», weiss EWZ-Energieexperte Peter Wieland. Bei EWZ kann man solche gegen ein Depot von 100 Franken ausleihen. Zu kaufen gibt es taugliche Geräte ab etwa 120 Franken. Bild: Lorenz Steinmann
Die Energieversorgungskrise rückte wegen des Ukrainekriegs in den Fokus. Dabei raten Experten schon lange von einem behutsameren Umgang mit Strom und Gas. Peter Wieland berät Sparfüchse und Menschen, die sich Sorgen ums Klima machen, wie sie ihren Verbrauch optimieren können.

Lorenz Steinmann

Der Oktober war in Zürich der wärmste Monat seit Messbeginn vor 158 Jahren. Heiztage: gegen null. Entsprechend gut sind die Stauseen gefüllt. Wasserkraft, das ist für Zürich die Stromquelle Nummer 1. Unsere Vorfahren haben schon im vorletzten Jahrhundert die eigene Stromversorgung geplant. 1893 wurden Turbinen beim Letten an der Limmat in Betrieb genommen, dann kamen eigene Kraftwerke in Graubünden (Marmorera, Sils im Domleschg, Albigna) hinzu.

Der von EWZ ins Schweizer Stromnetz eingespeiste Strom hat in Zürich einen indirekt perfekten Selbstversorgungsgrad und damit relativ stabile Strompreise zur Folge – trotz des Ukrainekriegs und der Finanzkrise bei Axpo. Axpo gehört den Kantonen Zürich, Aargau, Schaffhausen, Glarus und Zug. Im Gegensatz zur Stadt Zürich explodieren momentan die Strompreise auf dem freien Markt. Dazu gehören auch Gemeinden ausserhalb von Zürich und Firmen, die lieber den viele Jahre oft günstigeren Tagesstrompreis einkauften. Diese haben nun das Nachsehen, etwa das Hotel/Restaurant Storchen, wie im «Blick» nachzulesen war (siehe Kasten).

Gratisberatungen im «Klimabüro»

Trotz der gar nicht so schlechten Situation in Zürich rät Energieexperte Peter Wieland zum bewussten Umgang mit der Energie. «Sparen» als Begriff braucht er je nach Kundschaft. «Leute, die aufs Portemonnaie schauen, kann man damit gut abholen, denn Strom sparen kann schon einschenken», sagt er. Aber es gebe auch Leute, denen das Geld eher egal sei. Diese sprächen dafür auf Gefühle an. Sprich: Brauche ich weniger Energie, gibt das ein gutes Gefühl, ich mach etwas für die Rettung der Erde. Wieland schmunzelt. Er kennt das Metier nach 26 Jahren Tätigkeit beim EWZ.

Die Themen sind oft dieselben geblieben, doch heute finden die Beratungen häufig online statt (siehe Fusszeile). «Zu Firmen gehen wir für Beratungen, zu Privaten fast nie.» Diese können aber ins EWZ-Kundenzentrum an den Beatenplatz 2 kommen. Hier gibts eine Art Walk-in. Neuerdings heisst der helle, grosse Raum ­«Klimabüro».

Keine klare Strom-Nummer eins

Während des Interviews herrscht ein reges Kommen und Gehen. Hier kann man auch eines der 20 Strommessgeräte ausleihen. «Nur so kommt man den unscheinbaren Stromfressern im Haushalt auf die Schliche», weiss Wieland. Dabei gebe es aber keine klare Nummer eins. Finanziell schenkt grundsätzlich weniger Heizen am meisten ein.

Wer die Heizung nur schon ein Grad tiefer einstellt, spart sechs Prozent an Kosten oder bis zu 115 Franken pro Jahr. Da kann man die Heizkostenabrechnung positiv beeinflussen, keine Frage. Für Wieland sind 20 Grad im Wohnbereich gut erträglich, im Schlafzimmer können es auch 15 bis 18 Grad sein. «Es gibt doppelte Daunendecken, ich habe solche zu Hause», erzählt der zweifache Familienvater. Durchaus nützlich sein kann auch, die Fensterläden oder Storen wie in den guten alten Zeiten nachts zu schliessen. «Die Luft dazwischen wirkt isolierend.» Schlecht hingegen sind in der kalten Jahreszeit Kippfenster. «Lieber stosslüften dreimal am Tag fünf bis zehn Minuten», rät der Experte. Dadurch lassen sich bis 200 Franken pro Jahr sparen.

Verabschieden sollte man sich zudem von der Gewohnheit, immer mit offenem Fenster zu schlafen. Wer das nicht schafft: «Drehen Sie den Thermostat auf Sternchen * und schliessen Sie die ­Zimmertür.»

Ganz persönliche Sparvorschläge

Was tut Peter Wieland sonst noch zu Hause fürs Stromsparen? Er hat die Temperatur der Wärmepumpe reduziert, alle Halogenlampen durch LED ersetzt, den Wasser­boiler auf 55 Grad eingestellt und, wo es geht, Steckerleisten montiert. So werden Standby-Stromfresser minimiert. Geräte mit Batterien speist Wieland mit Akku-Batterien. «Ein Top-Ladegerät lohnt sich, so halten die Batterien viel länger, weil sie individuell aufgeladen werden», so Wielands nützliche Erfahrung.

Stromverbrauch: Das schenkt ein – in Franken

Das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich EWZ bietet viele Tipps* zum Stromsparen.

LED-Lampen verwenden

Energieeinsparung von 80% oder CHF  10.– pro Brennstelle im Jahr im Vergleich zu Glühlampen.

Steckdosenleisten mit Schalter einsetzen

TV, Set-Top-Box, PC, Modem usw. nach Gebrauch ganz abschalten. Mit der Vermeidung des Standby-Verbrauchs können Sie ca. CHF 100.– pro Jahr sparen.

Kühlschrank auf 7°C einstellen

Jedes Grad tiefer eingestellt kostet CHF 5.– mehr im Jahr.

Mit dem Deckel auf der Pfanne kochen

Dadurch sparen Sie CHF 23.– im Jahr.

Kaffeemaschine nach dem Gebrauch sofort abschalten

Sparen Sie bis zu CHF 16.– pro Jahr.

Stosslüften statt Kippfenster öffnen

Sparen Sie bis zu CHF 200.– pro Jahr.

Duschen statt baden

Sparen Sie bis zu CHF 250.– pro Jahr und Person.

Wohntemperatur senken

Jedes Grad tiefer eingestellt spart 6%  an Kosten oder bis zu CHF 115.– im Jahr.

Wäsche mit 20°C statt 60°C waschen

Ersparnis von ca. 70% Energie. Entspricht bei 110 Waschgängen ca. CHF 20.– im Jahr.

Wäsche an der Sonne trocknen lassen

Sparen Sie CHF 70.– pro Jahr.

Achtung: In der Stadt Zürich gibt es beim Strompreis nach wie vor den Hoch- und den Niedertarif. Damit wird versucht, die Stromverbrauchsspitzen zu brechen. Niedertarifstrom, der fast die Hälfte günstiger ist, gibt es zwischen 22 und 6 Uhr sowie am Sonntag den ganzen Tag.

* Quelle: www.ewz.ch/energiesparen

Und noch eine Anmerkung zum Stromsparen und zum EWZ – denn die Situation ist leicht widersprüchlich. Der Versorgungsauftrag und indirekt also das Geschäftsmodell von EWZ bedeutet: Strom herstellen, Strom verkaufen und Umsatz machen. Das kommt auch der allgemeinen Stadtkasse zugute. Jedes Jahr fliessen so etwa 80 Millionen Franken ins Stadtbudget. Doch EWZ gehört auch zu einer Stadt, die sich per Volksentscheid die 2000-Watt-Gesellschaft in die Verfassung geschrieben hat. Das bedeutet: Energieeffizienz, aber auch Energie und eben Strom sparen. Immerhin: EWZ kann seinen Strom zusätzlich auf dem freien Markt verkaufen, und das tut EWZ auch. Zahlen dazu gibt es nicht, das ist Geschäftsgeheimnis.

Einen speziellen Trick wendet Wieland zusätzlich an: Bei ihm zu Hause sind die Wassermischbatterien immer auf kalt eingestellt. «Meist braucht man kein warmes Wasser. Damit werden die Wasserleitungen nicht sinnlos heiss, dort verpufft viel Energie.» Apropos Wasser: Studien zeigen, dass die Wäsche mit 20 oder 30 Grad gleich sauber wird wie mit 60 Grad. Ersparnis: Bis zu 6 Prozent an Kosten oder bis zu 115 Franken pro Jahr.

Graue Energie – das heikle Thema

Ein grosses Feld sind immer die Elektro­geräte. Reparieren oder ersetzen? Weiterverwenden, bis sie kaputt sind? Die graue Energie ist momentan mehr Gesprächsthema als vor einigen Jahren. Graue Energie bedeutet gemäss Bundesamt für Energie jene Energie, die bei der Herstellung, dem Transport, der Lagerung, dem Verkauf und der Entsorgung entsteht. Diese graue Energie kann beim Ersatz durch effiziente Neugeräte vielfach innert vier bis zehn Jahren kompensiert werden. Also doch, es dauert eine Weile, bis sich der Ersatz ökologisch lohnt. Schneller spürbar ist ein Ersatz natürlich bei den Kosten. «Neugeräte brauchen oft nur halb so viel Strom», weiss Wieland. Oft lohnt sich die Reparatur aber aus ökologischer Sicht.

Seit 35 Jahren die gleichen Tipps

Wie sieht es mit dem Kochen aus? Der Uralt-Trick, den alt Bundesrat Adolf Ogi schon vor bald 35 Jahren im TV demons­trierte, zeigt, wie man energiesparend Eier kochen kann: zwei Fingerbreit Wasser und Deckel auf die Pfanne. Wenn das Wasser ordentlich sprudelt, Herd ausschalten und Restwärme nutzen. Kostenersparnis heute: 23 Franken pro Jahr. Speziell ist höchstens, dass immer noch die gleichen Tipps propagiert werden, so auch der Wasserkocher, der top energieeffizient ist.

Strom war Jahrzehnte lang so billig, dass sich Sparen nicht lohnte. Das gilt übrigens auch für Gas. Immerhin 50 Prozent oder 110 000 Haushalte in Zürich kochen und heizen mit Gas. Auch hier gilt laut Peter Wieland: «Je weniger wir jetzt verbrauchen, desto voller bleiben die Lager. Das gilt für Gas – im Ausland – wie auch für unseren Wasserstrom. So bleiben die Stauseen gefüllter, und die Versorgungssicherheit nimmt zu.»

Es liegt also durchaus in der Hand von uns allen, ob und wie wir unbeschadet durch den nächsten Winter kommen – zumindest in Sachen Energieversorgung durch Strom, aber auch durch Gas.

Kontakt: Telefonnummer 058 319 26 88 (auch virtuelle Energieberatungen am Handy), E-Mail: energieberatung@ewz.ch

Die Sache mit den steigenden Strompreisen für Grosskunden

Auch die Strompreise für marktberechtigte Kundinnen und Kunden des EWZ – also gut 2000 Unternehmen in der ganzen Schweiz – können massiv steigen. Denn diesen Kunden war in den vergangenen Jahren der von EWZ zu Gestehungskosten selber produzierte Strom zu teuer, und EWZ musste für sie den auf dem Markt tatsächlich günstigsten Strom besorgen. Entsprechend muss EWZ aktuell auch für diese Kunden den Strom auf dem Markt zu hohen Preisen einkaufen. Denn das, was EWZ mehr an Strom produziert als für die Grundversorgung der Stadt Zürich und Teile Graubündens benötigt, hat EWZ langfristig bereits verkauft.

Lorenz Steinmann