Bruno Schlatter
Meine Frau ist gerade beim Umtopfen einer Pflanze, als sie es erblickt. Kaum ein Meter vor ihren Augen klebt doch tatsächlich an einer ihrer Sukkulenten ein verdächtiges graues Gebilde. «Bruno, ich glaube, wir haben ein Wespennest. Komm schnell auf den Balkon», werde ich aufgefordert. Was ich erblicke, ist tatsächlich ein wirklich winziges kleines Wespennest.
Was machen wir jetzt? Erst einmal fertig gebaut, ist es sicher riesengross und gefährlich. Bald werden Hunderte von Wespen auf unserem Balkon herumschwirren und uns den lauschigen Grillabend vermiesen sowie unsere Enkelkinder stechen. Noch sind weit und breit keine Wespen zu sehen. Ich mache ein Foto vom Nest mit dem Handy und nähere mich respektvoll – man weiss ja nie. Und siehe da, plötzlich streckt eine einzelne Wespe ihren Kopf hervor und schaut mir direkt in die Kamera. Allerliebst sieht sie aus. Ihr Nest gleicht eher einer Blume, und der Wind lässt sie munter hin- und herschaukeln. «Die ist aber herzig, aber sie muss trotzdem weg, was meinst du?», werde ich von meiner Frau gefragt.
Ich informiere mich auf allen gängigen Portalen, fotografiere das Tierchen von vorn bis hinten, und das Resultat ist erfreulich. Es ist eine Feldwespe, sogar eine junge Königin. Das Nest, das sie allein gebaut hat, ist schon lange fertig. Es ist ohne Hülle, und wir beobachten, wie sie die Eier legt. Ja, und nach einigen Wochen schlüpfen die ersten Arbeiterinnen.
Übrigens: Feldwespen interessieren sich überhaupt nicht für unser Essen, sie sind keine «Plagegeister» beim Essen. Sie bevorzugen den Nektar und sind äusserst friedlich. Stechen können sie zwar, aber nur, wenn sie sich bedroht fühlen. Sie darf bleiben, die kleine fleissige Königin.