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Stadt Zürich
27.10.2023
28.10.2023 22:59 Uhr

So werden die Bioabfälle von Gastrobetrieben entsorgt

Mit speziellen Fahrzeugen sammelt Schneider Umweltservice die Küchenabfälle, die Speisereste und das Altöl ein und reinigt die Container vor Ort.
Mit speziellen Fahrzeugen sammelt Schneider Umweltservice die Küchenabfälle, die Speisereste und das Altöl ein und reinigt die Container vor Ort. Bild: zvg
Nicht nur in Privathaushalten, sondern vor allem in Gastrobetrieben fallen Unmengen an organischem Abfall an. Für Gross- und Gastrobetriebe in und um Zürich sind Firmen wie Schneider Umweltservice im Einsatz. Sie sorgen dafür, dass Bioabfälle fachgerecht verwertet werden.

Karin Steiner

Gerade in Gastrobetrieben wie Hotels, Restaurants, Spitälern oder Kantinen oder auch bei Grossverteilern fällt in Form von Speiseresten, Rüstabfällen oder nicht verkauften Produkten haufenweise Bioabfall an. Im Raum Zürich bietet die Firma Schneider Umweltservice für solche Betriebe ein Gastrorecycling an. Dabei werden der Kundschaft, zu der Hotels und Spitäler im ganzen Kanton Zürich sowie in der Innerschweiz zählen, spezielle Behälter für Speiseabfälle und Altöl geliefert. Je nach Bedarf werden sie geleert, gereinigt und der Inhalt an Partnerfirmen zur Weiterverarbeitung gebracht. «Aus dem Altöl kann zum Beispiel Bio­diesel hergestellt werden», sagt Stephan Weber, Marketing- und Verkaufsver­antwortlicher und Mitglied der Geschäfts­leitung von Schneider Umweltservice.

Strengere Gesetze

Es ist noch nicht allzu lange her, da landeten Speisereste regelmässig in den Futtertrögen von Schweinen. Doch seit dem 1. Juli 2011 ist dies in der Schweiz gesetzlich verboten, denn die Verfütterung von Küchen- und Speiseresten birgt ein grosses Risiko zur Übertragung schwerer Tierkrankheiten wie Maul- und Klauenseuche oder Schweinepest.

Die EU hat angesichts des Schadens, der durch die Verfütterung von Speiseresten an Tiere bereits verursacht worden war, dies bereits 2002 verboten. Ebenfalls verboten ist es, gewerbliche Speisereste via Kanalisation, Grüngutsammlung oder durch Vergraben zu entsorgen oder sie als Düngemittel in der Landwirtschaft einzusetzen.

Für die Umwelt im Einsatz

Die Firma Schneider Umweltservice ist ein Familienbetrieb mit über hundert­jähriger Geschichte, die nach innovativen Lösungen für die Entsorgung von Materialien verschiedenster Art sucht. «Noch heute wird zu viel Abfall verbrannt», sagt Weber. «Das gilt besonders auch für organische Abfälle. Aus ihnen kann man wertvolle Energie wie zum Beispiel Biogas gewinnen. Der Rest wird kompostiert und kann so weiterver­wendet werden.»

Um die Fahrwege kurz zu halten, wird von acht Standorten in der Region Zürich und der Innerschweiz aus gearbeitet. Für ihr Engagement für die Umwelt wurde Schneider Umweltservice bereits für den Green Business Award nominiert. «Nach und nach elektrifizieren wir auch unsere Fahrzeugflotte und produzieren bis zu 5 Gigawatt Strom pro Jahr selber», betont Stephan Weber. «Das Gastrorecycling ist nur ein kleiner Teilbereich unseres Engagements für die umweltgerechte Entsorgung von Materialien.»

Angefangen hat es im Jahr 1904, als die Abfälle noch mit Ross und Wagen abgeholt wurden. Inzwischen sind 380 Mitarbeitende mit einer Flotte von über hundert Fahrzeugen im Gebiet zwischen Winterthur und der Innerschweiz unterwegs, um auf Baustellen und in Gewerbe- und Industriebetrieben alle möglichen Materialien einzusammeln und der Weiterverarbeitung zuzuführen.

Wer also für die Umwelt etwas tun möchte, achtet darauf, dass keine unnötigen Lebensmittelabfälle anfallen, und rezykliert die unvermeidbaren Bioabfälle, anstatt sie in den Müll zu werfen. «Das ­Rezyklieren ist ausserdem wesentlich kostengünstiger als die Verbrennung», sagt Weber.

ERZ setzt auf Privathaushalte

Im Kanton Zürich gibt es verschiedene private Entsorgungsunternehmer wie Schneider Umweltservice, die gewerb­liche biogene Abfälle einsammeln und wiederverwerten. Die Stadt Zürich ist dafür nicht zuständig. Sie setzt vermehrt auf das  Sammeln organischer Abfälle aus Privathaushalten, wie Christoph Mahlstein von ERZ im Interview erläutert.

Was bietet die Stadt Zürich Gastrobetrieben wie Hotels, Restaurants, Kantinen, Spitälern etc. an, um ihre Lebensmittel-, Rüstabfälle und das Altöl zu rezyklieren?
Christoph Mahlstein: ERZ sammelt und behandelt die Siedlungsabfälle der Stadt Zürich. Für die Entsorgung von gewerblichen Speiseresten/Küchenabfällen gelten spezielle Bestimmungen, die sich nach der Verordnung über tierische Nebenprodukte sowie die Abfallgesetzgebung richten. Demnach sind die Inhaber von ­gewerblichen Betrieben für die gesetzeskonforme Entsorgung dieser Stoffe verantwortlich und müssen diese von einem Entsorgungsunternehmen, das über eine Bewilligung des kantonalen Veterinäramts verfügt, abholen und in einer gewerblichen Biogasanlage entsorgen lassen.

Und wie entsorgen Grossverteiler wie ­Migros und Coop ihre nicht verwendeten Bioabfälle? Sind sie selber dafür zuständig, oder übernimmt das die Stadt?
Unternehmen mit 250 oder mehr Vollzeitstellen sind von der Grundgebühr befreit. Diese Betriebe sind frei in der Wahl des Entsorgungsunternehmens, aber gesetzlich dazu verpflichtet, ihren Abfall zu trennen und, wo möglich und sinnvoll, zu rezyklieren. Diese Regelung gilt auch für die Grossverteiler.

Seit dem 1. Januar 2023 besteht für Privathaushalte eine Container- und Standortpflicht für Bioabfall. Werden sie gut genutzt, und welche Mengen werden wöchentlich dem Vergärwerk zugeführt? Gibt es dazu schon Zahlen?
Das Roll-out jener Bioabfallcontainer, für die eine schriftliche Einwilligung der Eigentümer vorliegt, steht kurz vor dem Abschluss. Diese werden gemäss unserer Einschätzung gut genutzt, die Abfuhrmenge entwickelt sich positiv. Verbind­liche Zahlen liegen zurzeit aber noch nicht vor.

Denken Sie, es landet nach wie vor zu viel Biomaterial in der Kehrichtverbrennungsanlage?
ERZ ist überzeugt, dass die Bereitstellung einer Bioabfallabfuhr den Anteil an biogenem Material, der in der Kehrichtverwertungsanlage landet, senkt und weiter senken wird. Uns liegen aber keine Zahlen zur Zusammensetzung des Haus­kehrichts vor. Erfahrungsgemäss werden zusätzliche Informationen zugunsten der Neubesitzenden die Nutzung des Angebots weiter erhöhen und damit den biogenen Anteil im Hauskehricht tendenziell senken. Interview: Karin Steiner

Karin Steiner/Zürich24