Tobias Hoffmann
Fondue ist das Leibgericht von Mutter Helvetia, und Fondue bildet mit Chalet die wohl natürlichste Gastro-Emulsion der Eidgenossenschaft. Im Caquelon blubbert das Konzentrat der Klischeeschweiz – Berge, Käse, Urchigkeit –, sehr sättigend und manchmal auch etwas schwer verdaulich. Dazu trinkt man Fendant oder kippt das eine oder andere Gläschen Kirsch, was der Verdauung nützen soll, es aber gar nicht tut, wie Forscher kürzlich nachweisen konnten.
Was aber haben die vielen Fondue-Chalets in einer Stadt wie Zürich zu suchen? Bedienen sie die Sehnsucht des Städters nach ländlicher Idylle? Rufen sie Ferienerlebnisse in Erinnerung? Wecken sie die Vorfreude darauf? Auf jeden Fall eignen sie sich prima für die Adventszeit mir ihren zahlreichen Firmen-, Jahres- und Weihnachtsessen.
Fondueträume mit Prinz Charles
Auf dem Sechseläutenplatz zum Beispiel steht noch wenige Tage das «Klosters Hüschi», wo man sich, Fonduebrocken in den Mund schiebend, weg vom langweiligen Kollegen an die Seite von Ex-Prinz Charles träumen und mit diesem die Gotschna-Piste hinabfahren kann. An anderen Orten stehen die Chalets bis im Februar oder März, so etwa beim Hotel Zürichberg, wo man sich tatsächlich ein bisschen wie auf der Alp fühlt.
Aber kehren wir zu den vorherigen Fragen zurück. Sehr wahrscheinlich haben die Bergbauern in der guten alten Zeit nie Fondue gegessen. Was aber verbürgt ist: Das erste bekannte Fonduerezept in deutscher Sprache stammt aus dem 1699 datierten Kochbuch der Zürcher Bürgersfrau Anna Margaretha Gessner-Kitt. Also sagen wir es doch, wie es ist: Fondue ist eine Zürcher Erfindung, und eigentlich müssten die Bergler ihr Fondue in einer Nachbildung eines der Zürcher Zunfthäuser servieren ...