Damals, auf den berühmten Bildern der Brueghels aus dem 16./17. Jahrhundert, ein gefrorener Teich in einem bescheidenen brabantischen Dorf, auf dem das Volk sich beim Eislaufen oder Eisstockschiessen vergnügt; heute und hier auf dem Bild eine 6000 Quadratmeter messende offene Kunsteisfläche hoch über Zürich. Die Bilder gleichen sich durchaus, doch die abgebildeten Lebenswelten könnten kaum verschiedener sein.
Während Pieter Brueghel Vater und Sohn den – manchmal biblisch überhöhten – bäuerlichen Alltag in Zeiten der kleinen Eiszeit schilderten, zeigt diese Aufnahme das Treiben an einem ganz gewöhnlichen Freitagnachmittag im Dezember: Ein Teil der städtischen Jugend, in moderne Funktionskleidung gepackt, tummelt sich auf dem Eis im Dolder, während downtown viele weitere Vergnügungen locken.
Wenn die Nacht den grauen Deckel wegschiebt, spiegelt die Eisfläche die festliche Weihnachtsbeleuchtung, und das Umkurven des Weihnachtsbaums wird zum Schaulaufen. Und doch: Im Vergleich mit dem Luxus im nahen «The Dolder Grand» wirkt die Szene hier fast so ärmlich wie bei den Brueghels. Volk bleibt Volk, auch in der reichen Stadt Zürich.