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Züriberg
29.12.2023
29.12.2023 11:54 Uhr

Er leitet die einzige FDP-Hochburg in Zürich

Claudio Zihlmann: «Die Stadtpolizei geniesst in der Bevölkerung zu Recht einen hohen Stellenwert – nicht aber auf der linken Ratsseite.»
Claudio Zihlmann: «Die Stadtpolizei geniesst in der Bevölkerung zu Recht einen hohen Stellenwert – nicht aber auf der linken Ratsseite.» Bild: zvg
Auf die Kreise 7 und 8 kommen Megaprojekte zu: Der Bau des Hochschulgebiets Zürich Zentrum und die Umsetzung des Masterplans Spitallandschaft Lengg inklusive Kinderspital. Claudio Zihlmann (FDP) will als frisch vereidigter Kantonsrat für eine quartierfreundliche Umsetzung einstehen.

Er ist der FDP-7+8-Präsident: Claudio Zihlmann. Der 34-jährige Hauptmann der Schweizer Armee mit einem Master an der HSG in Unternehmensführung wohnt an der Mühlebachstrasse – und ist der Bruder der GLP-Nationalrätin Corina Gredig. Der «Tages-Anzeiger» schrieb, sie seien Geschwister, aber politische Gegner. Wir haben Zihlmann befragt, weil er ­politisch schon einiges bewegt hat und rasch vorwärtsgekommen ist.

Claudio Zihlmann, nachgerutscht in den Gemeinderat und jetzt nachgerutscht in den Kantonsrat. Vertragen Sie diese etwas anmassende Bezeichnung?
Dem ist so, ich durfte zweimal «nachrutschen». Das ist aber relativ häufig der Fall: Sobald jemand von seinem Amt zurücktritt – oder wie in meinem Fall in den Nationalrat gewählt wird –, rutscht die Person dahinter auf der Wahlliste nach. Das trübt natürlich keinesfalls die Freude an diesen Ämtern. Mit viel Herzblut und Leidenschaft bin ich Milizpolitiker und versuche, Kompromisse zwischen links und rechts zu schmieden.

Sie sind erst seit 2022 im Gemeinderat. Gab es ein Geschäft, für das es Sie fast ein wenig reut, auf Mitte Februar 2024 den Rücktritt zu geben?
Ich bin und war mit grosser Freude Gemeinderat. Als Gemeinderat ist man sehr nah an der Materie, hier haben Entscheide unmittelbare Auswirkungen aufs Quartier, hier kann man direkt Einfluss nehmen. Die Diskussion um die (meiner Meinung nach notwendige) Ausrüstung der Stadtpolizei mit Tasern oder die Tempo-50-Initiative sind Themen, welche wir aktuell behandeln und die natürlich super interessant und relevant sind. Daran hätte ich gerne noch weitergearbeitet.

Sie waren in der Kommission des Sicherheitsdepartementes. Wo brennt es da am meisten?
Die Stadtpolizei geniesst in der Bevölkerung zu Recht einen hohen Stellenwert – nicht aber auf der linken Ratsseite. Dies ist sehr schade, setzen sich unsere Polizistinnen und Polizisten doch mit Leidenschaft für unsere Sicherheit ein. Die geringe Akzeptanz seitens der Mehrheit im Gemeinderat zeigte sich erneut an der aktuellen Budgetdebatte, wo eine notwendige Stellenerhöhung sowie die absolut notwendige Ausrüstung mit Tasern – beides notabene vorgeschlagen durch die ­Sicherheitsvorsteherin Karin Rykart (Grüne) – erneut von der linken Ratsseite abgelehnt wurden. Hier werde ich dann fast emotional ...

Erzählen Sie mal, gab es ein komisches oder lustiges Erlebnis im Gemeinderat?
Zuhauf! Politik soll auch Spass machen. Zum Beispiel vor einer Woche in der Budgetdebatte. Ein Mitglied unserer Fraktion wurde fälschlicherweise zu später Stunde (Budgetdebatten gehen zuweilen bis nach Mitternacht) aus dem Ratssaal ausgeschlossen. Wir verloren drei Abstimmungen nur mit dem Stichentscheid der Ratspräsidentin. Dann rannte das verloren geglaubte Fraktionsmitglied ausser Atem in den Ratssaal und schilderte, was passiert war. Die Abstimmungen wurden unter grossem Raunen wiederholt und wir gewannen nun die Abstimmungen mit einer Stimme. Es sind solche Momente, die einen aus der politischen Debatte loslösen und zum Schmunzeln anregen – wunderbar!

Und jetzt also der Kantonsrat. Was bringt Ihr dortiger Parlamentssitz den Quartieren 7 und 8?
Im Kreis 7+8 gibt es einschneidende Geschäfte, welche kantonal behandelt werden und bei welchen ich mich mit vollem Elan für unser Quartier einsetzen werde: Der Bau des Hochschulgebiets Zürich Zentrum, der neue Gesundheitscluster Lengg inkl. Kispi sowie der Ausbau Stadelhofen werden direkte nachhaltige Ver­änderung in unserem Quartier mit sich bringen. Zudem werde ich mich auch weiterhin für Verkehrsthemen im Quartier, insbesondere eine quartierfreundliche Umsetzung der Veloschnellrouten, für einen flüssigen ÖV als auch für das wichtige lokale Gewerbe einsetzen.

Wenn man die FDP 7+8 anschaut, hat es erstaunlich viele prominente Köpfe. Mit drei Nationalräten stellt sie zum Beispiel drei Fünftel der kantonalen FDP-Nationalratsvertretung. Was könnte der Grund sein, wohl nicht nur Ihr Präsidium?
Natürlich nicht! Wir haben lediglich das Glück, sehr engagierte Politikerinnen und Politiker in unsere Kreispartei zu wissen. Die Mitgliederbasis im Kreis 7+8 ist aber auch im Vergleich zu anderen Sektionen im Kanton Zürich relativ gross. Zudem sind wir (noch) der einzige Kreis, wo wir bei den Gemeinderatswahlen stärker als die SP sind. Dies führt wohl dazu, dass der Kandidatenpool entsprechend grösser ist. Ich freue mich, wenn ich als Präsident einen kleinen Beitrag zur Entwicklung der Kreispartei beitragen darf.

Lorenz Steinmann/Zürich 24