Thomas Güntert
Der Flughafen Zürich als internationales Drehkreuz der Schweiz ist seit der Eröffnung 1948 eine Dauerbaustelle. Mittlerweile erfüllt auch die rund 35 Jahre alte Kerninfrastruktur Dock A mit dem Kontrollturm die heutigen Anforderungen bezüglich Funktionalität, Nachhaltigkeit und Qualität nicht mehr. Deshalb will die Flughafen Zürich AG das bestehende Dock A durch einen Neubau nördlich des heutigen Gebäudes ersetzen. Eine Sanierung, wo täglich rund 100 Flugzeuge oder ein Drittel des Flugverkehrs abgewickelt wird, und des Towers ist nicht umsetzbar, da eine vollständige Ausserbetriebnahme nicht möglich ist.
Der Ersatzneubau wurde vom dänischen Stararchitekten Bjarke Ingels im Rahmen eines Projektwettbewerbs entworfen. Aus zehn eingereichten Projekten vermochte das Projekt «Raumfachwerk» die elfköpfige Jury unter dem Vorsitz des Basler Architekten Harry Gugger am meisten zu überzeugen. Dem Siegerteam gehören neben dem Architekturbüro BIG aus Kopenhagen/New York das auf Flughafenbau ausgerichtete Büro HOK aus den USA, das auf Holzbau spezialisierte Schweizer Ingenieurbüro von Pirmin Jung, das Zürcher Architekturbüro «10:8» und das internationale Ingenieur- und Beratungsbüro Buro Happold an.
Das Projekt umfasst das eigentliche Dock, einen 70 Meter hohen Flugsicherungsturm und eine als gleichseitiges Dreieck geplante Dockwurzel, die das Airside Center mit der erweiterten Passagierebene und Passkontrolle verbindet. Das Dach des 550 Meter langen Neubaus steigt vom westlichen Ende des Gebäudes an und fügt sich in die Glasfassade des neuen Towers ein. Mit den Neubauten ist eine Neugestaltung des Vorfeldes sowie die Umgestaltung des Rollwegsystems und Busgates verbunden.
Den neuen Bedürfnissen angepasst
Da das neue Dock nördlich des alten liegt, vergrössert sich der Hof vor dem Airside Center. Auf der Südseite des Docks entstehen acht Standplätze für Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge mit einer Spannweite von maximal 36 Metern, mitten im Hof gibt es fünf neue, freistehende Standplätze. Auf der Nordseite des Docks entstehen 14 Standplätze für Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge oder 8 Langstreckenflugzeuge, und dahinter ist noch Platz für die Rollwege der Flugzeuge. Die Betriebsstrasse für Passagierbusse und Servicefahrzeuge ist unter dem Gebäude. Das neue Dock wird sich architektonisch stark von den bisherigen Bauten am Flughafen unterscheiden: eine grosse Säulenkonstruktion aus regionalem Holz, in dieser Grösse bislang einzigartig. Die Fensterfronten mit Sicht aufs Vorfeld sowie ein Schlitz in der Dachkonstruktion sorgen für Licht im Dock, Lounge- und Aufenthaltsflächen sowie neue Läden und Gastronomie für noch besseren Komfort. Ein Drittel des Strombedarfs soll mit Solarzellen auf den Dachflächen des Docks und der Dockwurzel gedeckt werden.
Sportlicher Zeitplan: 2037 fertig
Der neue Tower soll 70 Meter hoch und gegenüber dem bisherigen versetzt platziert werden, da im alten Tower ein geschütztes Wäldchen die freie Sicht auf Piste 14 behinderte. Nach wie vor sollen die Fluglotsen das Geschehen aber auch durch Fenster statt Kameras und Bildschirme überwachen. Nach einer Risikoabwägung der sich kreuzenden Pisten verzichtet man in Zürich auf die «Remote-Tower-Technologie», die am London City Airport bereits in Betrieb und für 2030 auch für Genf-Cointrin geplant ist. Die Bauausführungen sollen im Jahr 2027 beginnen und bis Ende 2037 beendet sein. Um den ordentlichen Flughafenbetrieb aufrechtzuerhalten, werden die Arbeiten zeitlich und örtlich gestaffelt. Bevor sie beginnen können, müssen die bestehenden Busgates A8 abgebrochen werden und vor dem Bau der neuen Dockwurzel auch die bestehende zurückgebaut werden. Der Abbruch ist ab 2029 geplant.
Während dieser Arbeiten bleibt das bestehende Dock A in Betrieb. Bereits 2027 soll mit dem rund zwei Jahre dauernden Bau des Towers begonnen werden, der nach Schätzungen von externen Fachleuten bis zu 80 Millionen Franken kosten wird. Sobald der neue Tower operativ in Betrieb genommen wird, kann mit der Realisierung des Neubaus Dock A und der neuen Dockwurzel A begonnen werden. Allerdings sind gegen beide Projekte Einsprachen erhoben worden. Der Rückbau des bestehenden Docks und der Wurzel A kann erst nach Inbetriebnahme der Ersatzneubauten erfolgen. Nach dem Rückbau des bestehenden Docks A werden die Vorfeldtürme im Süden realisiert und wird das südliche Vorfeld erstellt. Die Standplätze sowie die Rollwege sollen bis Ende 2037 in Betrieb genommen werden.
Der Neubau von Dock und Wurzel A soll vorrangig als landseitige Baustelle realisiert werden. Im Westen des Flughafens sind ein grosser Installations-platz und die Zu- und Wegfahrt zu luftseitigen Baustellen über die Frachtstrasse ab Flughafentor geplant. Die Installationsflächen sind innerhalb der Projektperimeter und auf dem bestehenden Hauptinstallationsplatz Süd vorgesehen. Die Zu- und Wegfahrt der Baufahrzeuge wird gesteuert, um Überlastungen des übrigen Verkehrs zu vermeiden.
Die Unterlagen lagen bis Mitte Dezember öffentlich auf. Wegen der Beeinträchtigung von Flugbetriebsflächen ist das Bauvorhaben auch nicht ausgesteckt. Im frei zugänglichen Bereich vor dem Eingang zur Zuschauerterrasse im Dock B ist jedoch eine Projektvisualisierung installiert.