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Sport
23.02.2024
23.02.2024 16:32 Uhr

Das steckt hinter den vielen Interviews mit Granit Xhaka

Eines von mehreren Beispielen: Das Fussballinterview in der Pendlerzeitung «20 Minuten».
Eines von mehreren Beispielen: Das Fussballinterview in der Pendlerzeitung «20 Minuten». Bild: ls/zvg
Im Laufe dieser Woche erschienen ein halbes Dutzend Interviews mit Leverkusens Fussballstar Granit Xhaka. Alle mit ähnlichem Inhalt. Was lief da genau?

Vielleicht schwingt eine Spur Neid mit. Doch weil Granit Xhaka (31), Star des künftigen Meisterensembles von Bayern Leverkusen, wohl kaum je beim FC Zürich oder beim Grasshopper Club Zürich spielen wird, bekamen wir keine Einladung zu einem Interview mit dem Rekordinternationalen der Schweizer Nati. Im Gegensatz dazu pilgerte vor einer Woche mehr als ein halbes Dutzend Sportjournalisten nach Düsseldorf und folgten dem Ruf des deutschen Fussballclubs.

Verkauft als «exklusiv»

Tagi, Blick, 20 Minuten, Blue Sport und so weiter brachten nun mehr oder weniger ähnliche Interviews mit Granit Xhaka. Inhalt: Man wolle demütig bleiben, der Titel sei noch weit weg. Der Trainer Xabi Alonso sei Weltklasse und zeige dem Team Verbesserungsmöglichkeiten. Der Mehrfach-Mediennutzer fragte sich bald, ob man das Gelesene nicht schon mal gehört habe. Dabei verkaufte Blue Sport sein Interview gar als «exklusiv». 

Streichkonzert bei Sommer-Interview

Woher wir das wissen? Der Podcast «Anderi Liga» bringt in der aktuellen Folge einen spannenden Blick hinter die Kulissen des Sportjournalismus. 20-Minuten-Sportchef Tobias Wedermann und NZZ-Fussballjournalist Fabian Ruch sprechen die Interviews mit Granit Xhaka an.

Zudem verrät Fabian Ruch, wie viel ihm nach dem Gespräch mit Nati-Goalie Yann Sommer herausgestrichen wurde. Und zwar nicht vom Inter-Torhüter persönlich, sondern vom Arbeitgeber Inter Mailand sowie vom Sommer-Spielerberater. Zum Beispiel alles rund um Bayern München. Dazu muss man wissen, dass heutzutage Interviews, die später in schriftlicher Form erscheinen, vom Umfeld des Interviewten in den allermeisten Fällen gegengelesen und oft auch die Antworten geändert werden. Das gilt nicht nur für den Sport, sondern auch für die Politik und die Kultur. Man macht als Journalist das Spiel meist mit (weil man muss und sonst gar keine Auskunft erhält) – und beisst manchmal in den sauren Apfel. 

Fabian Ruch sagt im Podcast treffend, das Sommer-Interview habe damit viel an Würze verloren. Immerhin habe er dafür seinem Sohn von Yann Sommer unterschriebene Goalie-Handschuhe nach Hause bringen können.  

Hier geht es zum erwähnten Podcast.

Lorenz Steinmann/Zürich24