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23.05.2024
24.05.2024 12:13 Uhr

Veloforum: Nachhilfeunterricht für Zürich

Moderatorin Annina Campell nahm Olympiasieger Fabian Cancellara in die Interview-Zange.
Moderatorin Annina Campell nahm Olympiasieger Fabian Cancellara in die Interview-Zange. Bild: ls.
Beim 1. Schweizer Veloforum im Kongresshaus brillierten die Auswärtigen. Verkehrsexperten aus Bern zeigten auf, was alles möglich ist zur Veloförderung, auch mit den bestehenden Gesetzen. Olympiasieger Fabian Cancellara äusserte den Wunsch, künftig besser durch Zürich pedalen zu können. Und er hoffte, dass es demnächst wieder eine «Züri-Metzgete» geben werde. Das legendäre Velorennen, wo alle Altersgruppen bis zum Profi mitmachen.

Lorenz Steinmann

Immerhin gut 300 Veloexperten, Firmenvertreter, Verkehrs-Lobbyisten, aber auch simple Radsportfans nahmen am Donnerstag am ersten Veloforum Schweiz im Kongresshaus teil. «Der Kick-off für eine positive Zukunft der Velo-Schweiz» lautete der Titel. Ein erstes Fazit lautet: Veranstaltung geglückt!

Natürlich fielen die üblichen Verdächtigen, etwa der Bundesamt-für-Strassen-Chef Jürg Röthlisberger, nicht wirklich auf. Zu sehr stecken sie in den bisherigen Grabenkämpfen fest und sehen die Wahrung des Strassenraums trotz der kommenden 10-Millionen-Schweiz als gegeben. Auch Stadtpräsidentin Corine Mauch (SP) wollte nur ein laues Grusswort von sich geben. Mehr, als dass das Velothema dank den Rad-Weltmeisterschaften im September in Zürich eine Plattform erhalte, war da nicht herauszuhören. 

Die Berner rockten

Erfrischend, aber auch nachdenklich stimmend war hingegen die Darbietung von Michael Liebi, Mobilitätsexperte von der Stadt Bern. Er zeigte auf, wie sehr eine neue Denkweise Bern und seine Einwohnerinnen und Einwohner geprägt habe. «Wir haben hohe Erwartungen geweckt und sie auch erfüllt». Mit anderen Worten: Bern hat Mut gezeigt und kann nun mit einer Verdoppelung der Velofahrenden brillieren.

Im Gegensatz dazu nimmt der Veloverkehr in Zürich gar ab – zumindest, wenn man den Statistiken glauben darf. Die im Publikum anwesenden Vertreter Wernher Brucks (Leiter Verkehrssicherheit Stadtpolizei) und Dave Durner (Sicherheitsdepartement) machten bei ihren Voten einen eher defensiven, ja mutlosen Eindruck.

Löblich hingegen, wie das Moderatorenteam Peter Röthlisberger und Annina Campell – übrigens beide mit sympathischen Bündner Dialekt – die Vorträge auflockerten mit Fragen ins Publikum. 

Einen detaillierteren Bericht gibts bald in den Printzeitungen der Lokalinfo. Und als Update auf diesem Kanal.

  • Bescheiden, aber bestimmt zeigte Michael Liebi von der Stadtverwaltung Bern auf, was auf Gemeindeebene möglich ist punkto Veloförderung. Die Verdoppelung der Velos in Bern ist die Ernte der Bemühungen. Bild: ls.
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  • Der Brünig-Pass sei der Horror, da müsse man das Velo rausnehmen, sagt Astra-Direktor Jürg Röthisberger (l.). Doch allgemein werde es punkto Veloförderung keine Sprünge geben. Sonst brauche es den Vorschlaghammer. Sprich: Alles zu seiner Zeit. Bild: ls.
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  • Locker, unterhaltend, aber auch kritisch hinterfragend: Das Team Annina Campell und Peter Röthlisberger (nicht verwandt mit dem Astra-Chef) führte gekonnt durch die Tagung. Bild: ls.
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  • Überbrachte eine Bundesrätliche Videobotschaft und erntete Buhrufe: Albert Rösti, weil er die Wichtigkeit des Autobahnausbaus propagierte. Bild: ls.
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Davon träumt Olympiasieger Fabian Cancellara

Zwar hatte Olympiasieger und Zeitfahrweltmeister Fabien Cancellara ein wenig Verspätung.  Doch er betonte, dass er nun seinem Sport etwas zurückgeben wolle. So machte er Werbung für Bern, wo Strassen neuerdings eine Velo- und eine Autospur haben anstatt wie früher zwei Autospuren. «Das ist einfach toll», so der Radstar. Er betonte, dass er sich für Zürich auch so einen Schub erhoffe. «Es sollte doch einfach sein, durch Zürich zu pedalen». 

Kritik übte er an den Behörden, weil Velorennen viel komplizierter zu organisieren seien als früher. Man müsse zuerst Geld auf den Tisch legen, dann gebe es fast keine Bewilligungen mehr – und schlussendlich finde man fast keine Freiwilligen mehr. Trotzdem träumt Cancellara von der Wiederauferstehung der «Züri-Metzgete». Einem Radrennen, das es bis vor 12 Jahren gab und an dem vom Junior über den Profi bis zum Hobby-Radler alle mitmachten.  

Lorenz Steinmann/Zürich24