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Stadt Zürich
05.07.2024
04.07.2024 17:28 Uhr

Dieses Powerduo will die EVP stärken

Sandra Gallizzi und Claudia Rabelbauer (r.) leiten neu die  EVP Stadt Zürich.
Sandra Gallizzi und Claudia Rabelbauer (r.) leiten neu die EVP Stadt Zürich. Bild: zvg.
Die Evangelische Volkspartei der Stadt Zürich EVP hat kürzlich Gemeinderätin Sandra Gallizzi und Alt-Gemeinderätin Claudia Rabelbauer als Co-Präsidentinnen der EVP-Stadtpartei gewählt. Welche Schwerpunkte die beiden Frauen legen wollen, erzählen sie gegenüber Zürich24.

Sandra Gallizzi und Claudia Rabelbauer sind also die neuen als Co-Präsidentinnen der EVP-Stadtpartei. Sandra Gallizzi hat sich als Präsidentin der EVP-Kreispartei Zürich 11 und 12 profiliert und vertritt die EVP seit einem Jahr im Gemeinderat, wo sie Vizepräsidentin der Fraktion Mitte/EVP ist und der Sachkommission Sicherheitsdepartement/Verkehr angehört. Claudia Rabelbauer war bereits von 2010 bis 2016 Präsidentin der Stadtpartei und versteht sich als Unterstützung für ihre Co-Präsidentin Sandra Gallizzi: «Es ist mir ein Anliegen, mit Sandra Gallizzi zusammen ein starkes Führungsduo zu bilden und die Kontinuität der EVP zu gewährleisten», sagt sie. Ernst Danner, der im Frühling 2016 zum Präsidenten gewählt worden war, ist als Präsident zurückgetreten, steht aber der EVP Stadt Zürich noch während eines Jahres als Sekretär zur Verfügung und bleibt weiterhin Mitglied des Vorstandes. Wir haben beim neuen Frauen-Duo nachgefragt.

Die EVP hat nun ein Frauen-Duo an der Spitze. Machen EVP-Frauen eine andere Politik als Männer?

Claudia Rabelbauer: Grundsätzlich politisieren Männer wie Frauen gleich, es kommt da nicht auf das Geschlecht, sondern eher auf die Persönlichkeit drauf an. Frauen haben jedoch gewisse genderspezifische Themen eher im Fokus, wie zum Beispiel die Gendermedizin, Fragen der Gleichstellung oder Fragen rund um Berufe, die eher von Frauen dominiert sind, wie zum Bespiel Pflege- sowie Betreuungsberufe. Deshalb ist es wichtig, dass Frauen sowohl in der Politik wie auch an der Spitze von Parteien tätig sind.

Sandra Gallizzi: Auch ich bin der Meinung, dass Frauen nicht grundsätzlich anders politisieren als Männer. Frauen betrachten die Dinge aus anderen Blickwinkeln, sie haben eine andere Betrachtungsweise und das kann auch zu einer anderen Meinung führen, muss aber nicht. Es gibt natürlich auch viele Themen, die Frauen einfach mehr betreffen als Männer und umgekehrt und das führt dann meisten auch zu anderen Meinungen, was ja aber nicht schlecht ist. So kann man auch voneinander lernen. Das macht es zusätzlich interessant, sei es in der Politik, in der Arbeitswelt oder bei Diskussionen in der Familie oder im Freundeskreis. Ich habe aus diesem Grund schon immer gern in gemischten Teams gearbeitet.

Wie sehr prägen Haltungen der reformierten Kirche und von Freikirchen Ihr politisches Handeln?

Sandra Gallizzi: Ich handle und politisiere aus meiner eigenen und persönlichen Haltung heraus, was nichts mit der Haltung von Freikirche oder der reformierten Kirche zu tun hat, auch wenn ich der reformierten Kirche angehöre. Ich bin Christin, ich glaube an Gott, Jesus Christus und die heilige Geistkraft. Meine politische Haltung und mein Handeln entspringt dem Respekt Gottes Schöpfung gegenüber, also unseres Planeten. Das beinhaltet für mich auch den Respekt und Schutz gegenüber der Natur, der Tiere und auch des Menschen. Das versuche ich auch in meinem politischen Engagement für unsere Stadt und ihre Bewohner so einzubringen.

Claudia Rabelbauer: Mein politisches Handeln wird weder von der reformierten Kirche noch von Freikirchen geprägt, sondern entspringt viel mehr meiner persönlichen Glaubensüberzeugung, die wiederum auf dem Evangelium basiert. Das Evangelium ist für mich die gute Nachricht, dass Gott uns Menschen liebt. Das wiederum motiviert mich dazu, Gott, seine Schöpfung und meine Nächsten zu lieben und das Beste für die Stadt zu suchen. Im politischen Kontext bedeutet das für mich immer wieder einen pragmatischen Konsens zwischen den Polpositionen zu suchen, so als Brückenbauerin, eine typische Mitteposition!

Wo brennts in Zürich momentan politisch am meisten?

Claudia Rabelbauer: Genau diese Mitteposition muss aus meiner Sicht wieder gestärkt werden, damit die Stadtpolitik nicht in ideologischen Grabenkämpfen erstarrt. Bei der Wohnbaupolitik zeigt es sich zurzeit deutlich, dass kaum mehr Konsenslösungen möglich sind und deshalb etliche Wohnbauprojekte aufgrund von Maximalforderungen nicht realisiert werden konnten.

Sandra Gallizzi: Für mich sind ein Miteinander und nicht ein Gegeneinander essenziell. Nur gemeinsam können wir etwas Gutes erreichen. Da kann es auch vorkommen, dass man einen Kompromiss eingehen muss, auch wenn man nicht 100 Prozent derselben Meinung ist wie das Gegenüber. Das vermisse ich bei vielen Geschäften im Gemeinderat. Wie von meiner Kollegin Claudia Rabelbauer bereits erwähnt, ist gerade die Wohnbaupolitik ein solches Thema, wir müssen einen Konsens finden und uns nicht gegenseitig in langen Debatten bekämpfen. Das führt schlussendlich nur zu langen Sitzungen aber zu keinen umsetzbaren Ergebnissen.

Was wollen Sie also gegen die Verhärtung bei der Wohnbaupolitik tun?

Claudia Rabelbauer: Wir müssen an Wähleranteilen zulegen und einen engagierten Wahlkampf führen, um unsere Wählerinnen und Wähler davon zu überzeugen, dass die Mitteparteien zu den Lösungen der Probleme in der Stadt wesentlich beitragen. Dazu gehört, dass das Vertrauen der Investoren in die Verlässlichkeit der Stadt wieder aufgebaut wird, dass aber im Gegenzug auch Private durch soziale Richtlinien dazu angehalten werden, nicht nur für den Shareholder, sondern auch für die breite Öffentlichkeit und das soziale Zusammenleben Verantwortung zu übernehmen

Sandra Gallizzi: Die nächsten Wahlen stehen schon bald vor der Türe und da müssen wir wiederum einen engagierten Wahlkampf führen. Wir müssen an Wähleranteil zulegen, um unsere Position im Gemeinderat zu verteidigen und zu stärken. Wir sind eine Mittepartei und gemeinsam mit den anderen Mitteparteien können wir viel Positives für unsere Stadt erreichen.

Die CVP hat ihren Namen geändert – mit grossem Erfolg. Ist der Name EVP also noch zeitgemäss?

Sandra Gallizzi: Mit ihrem Namenswechsel und der Fusion mit der BDP ist der CVP ein Geniestreich gelungen, was aber nicht alle Wähler goutiert haben. Verständlicherweise. Davon hat die EVP damals bei den Wahlen profitiert. Viele Menschen können sich mit dem «E» nicht mehr identifizieren, was sehr schade ist. Für mich ist das Engagement einer Partei wichtig, die Haltung welche sie vertritt, auf die Authentizität und nicht auf den Namen per se.

Claudia Rabelbauer: Es kommt aus meiner Sicht weniger auf den Namen als mehr auf den Inhalt und die Dynamik drauf an, wie man diese Inhalte glaubwürdig vermitteln kann.

pd/ls/Zürich24