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Lifestyle
08.11.2024
08.11.2024 08:19 Uhr

Bei Gaudii dreht sich alles ums Spiel

Ladina Scholz und Dominik Vordermann verbringen selber viel Zeit mit gemeinsamem Spielen. Kartenspiele mögen sie besonders.
Ladina Scholz und Dominik Vordermann verbringen selber viel Zeit mit gemeinsamem Spielen. Kartenspiele mögen sie besonders. Bild: Karin Steiner
Spielen macht nicht nur Kindern Spass. Damit auch Erwachsene wieder die Freude am gemeinsamen Spiel entdecken, haben Dominik Vordermann und Ladina Scholz den Verein Gaudii gegründet. Wer Mitglied ist, kann immer wieder neue gebrauchte Spiele ausprobieren.

Karin Steiner

Mehr Zeit mit der Familie verbringen statt sich stundenlang mit Handy und Fernseher beschäftigen – dieser Gedanke brachte Dominik Vordermann und Ladina Scholz dazu, den Verein Gaudii zu gründen. «Es begann 2020 während des Lockdowns», erzählen sie. «Wir gingen spazieren und beobachteten die Kinder auf einem Spielplatz. ‹Wieso gibt es nicht mehr Spielgelegenheiten für Erwachsene?›, fragten wir uns.»

Es keimte eine erste Idee, und bald schon gründete das Paar den Verein Gaudii und schaltete eine Website auf. «Unsere Ideen wurden mit der Zeit immer konkreter. Wir begannen, Gesellschaftsspiele für alle Altersstufen zu sammeln. Durch Spenden kamen immer mehr dazu, denn viele Leute horten zu Hause unzählige Spiele, die nicht mehr gespielt werden und unnötig Platz brauchen.»

Zwei Sharing-Modelle

Wer Vereinsmitglied wird, kann inzwischen von einer Vielzahl gebrauchter Spiele in zwei Sharing-Modellen profitieren. Eines der beiden Sharing-Modelle ist das Spielabo, das 15 Franken pro Monat plus ein Depot von 120 Franken kostet. Im Rahmen dieses Abos liefern Dominik Vordermann und Ladina Scholz den Mitgliedern eine Box mit drei gebrauchten Gesellschaftsspielen persönlich nach Hause. Alle zwei Monate werden die Spiele wieder vor Ort abgeholt und ausgetauscht.

Welche Spiele geliefert werden, ist eine Überraschung – von «Uno» bis zu neuen, noch unbekannten Spielen kann alles dabei sein. Bei der Anmeldung geben die Leute an, wie alt die Kinder sind, die mitspielen, sodass entsprechend passende Spiele dabei sind. «Damit die Leute nicht zweimal dasselbe Spiel in der Box vorfinden, führen wir für jede Familie eine Tabelle, in die alles eingetragen wird», so Ladina Scholz.

Ein grosser Aufwand

Das zweite Sharing-Modell ist das Spiel Sharing, das 50 Franken pro Jahr plus 50 Franken Depot kostet. Dabei können die Mitglieder auf der Website einzelne Spiele ausleihen. Diese werden dann zum Mitglied nach Hause gebracht und nach zwei Monaten wieder abgeholt. Die Spiele liefern Dominik Vordermann und Ladina Scholz mit dem ÖV in der ganzen Stadt Zürich aus. «Der Aufwand ist gross, aber es macht Spass. Wir bauen das Angebot ständig aus und planen, später auch Mitglieder in angrenzenden Gebieten zu bedienen.»

In ihrem Zuhause an der Weberstrasse haben sie ein Logistiksystem entwickelt, sodass die Spiele leicht gefunden werden können. Die Spiele, die sie abholen, werden jedes Mal auf ihre Vollständigkeit ­geprüft. «Neue Spiele, die uns gespendet werden, probieren wir erst einmal aus, bevor wir sie ausleihen. Wir spielen beide leidenschaftlich gerne.» Ladina Scholz’ Lieblingsspiel ist das Geschicklichkeitsspiel «Jenga», Dominik Vordermann mag «Uno» und «Yahtzee» besonders.

Rund zwei Tage pro Woche investiert Ladina Scholz in den Verein, Dominik Vordermann einen. Daneben sind beide berufstätig – er arbeitet als Gymilehrer und Dozent an einer Fachhochschule, sie in einer Stiftung im Bildungsbereich.

Spieleabende und Schnitzeljagden

Der Verein Gaudii möchte seinen Mitgliedern Möglichkeiten bieten, ohne grossen Aufwand Spiel und Spass in den Alltag zu integrieren. So entstand auch die Idee, Spieleabende für Erwachsene in der Pestalozzi-Bibliothek Altstadt zu organisieren. Diese Abende sind eine gute Gelegenheit, neue Leute kennenzulernen. Sie sind kostenlos, es gibt eine Kollekte. «Bisher waren sie immer gut besucht», so Dominik Vordermann.

Ein neues Angebot sind Schnitzeljagden durch die Quartiere der Stadt Zürich. Dabei warten Rätselaufgaben in Couverts auf die Teilnehmenden. Wer das Rätsel lösen kann, kommt weiter – ähnlich wie in einem Escape-Room. Hilfsmittel wie Google sind beim Rätseln erlaubt. «Bei diesen Schnitzeljagden geht es nicht darum, möglichst schnell am Ziel zu sein», sagt Ladina Scholz. «Vielmehr geht es darum, gemeinsam Zeit in der freien Natur zu verbringen. Diese Schnitzeljagden machen auch uns bei der Vorbereitung viel Spass. Wir lernen dadurch die Stadt besser kennen.»

Die positiven Auswirkungen des Spiels seien in der Forschung aufgezeigt worden, betonen die beiden. So sorge das Spielen für Entspannung und Freude und eröffne im digitalen Zeitalter die Möglichkeit, gemeinsam analog etwas zu erleben. Nicht mehr gebrauchte Spiele nimmt der Verein Gaudii jederzeit gerne entgegen.

Weitere Informationen: www.gaudii.ch

Karin Steiner/Zürich24