Tief unter dem geschäftigen Treiben des Flughafens Zürich verbirgt sich ein Relikt aus längst vergangener Zeit – eine eiszeitliche Rinne, geformt von Gletschern, gefüllt mit Wasser und Schotter. Was jahrtausendelang unberührt blieb, könnte nun zu einem innovativen Energieprojekt werden: Die Flughafen Zürich AG plant, dieses geologische Erbe als natürlichen Speicher für Wärme und Kälte zu nutzen – mit grossem Potenzial für Klimaschutz und Energieeffizienz.
Gletscher als Energiespeicher?
Die Idee klingt zunächst ungewöhnlich: Eine unterirdische Rinne, geformt von schmelzenden Gletschern, soll künftig die Gebäude des Flughafens mit Wärme im Winter und Kälte im Sommer versorgen. Doch die Resultate der ersten Tests sind vielversprechend. In den letzten zwei Jahren wurde die Rinne unterhalb des Flughafengeländes seismisch vermessen und an mehreren Stellen angebohrt. Die Ergebnisse bestätigten, dass es sich um einen abgeschlossenen, kaum fliessenden Aquifer handelt - ideale Voraussetzungen für ein thermisches Speichersystem.
Testbrunnen in Planung
Im vergangenen Herbst wurde ein erster Testbrunnen gebaut, der bereits wichtige Erkenntnisse lieferte. Aktuell laufen die Abklärungen für einen zweiten Testbrunnen. Innerhalb der nächsten sechs Monate soll er entstehen. Danach werden die beiden Brunnen miteinander verbunden – und Zirkulationstests durchgeführt. Ziel ist es, die Effizienz des Systems zu messen und das tatsächliche Potenzial der eiszeitlichen Rinne als Energiespeicher zu bestimmen.
Klimaziele im Blick
Sollte das Projekt erfolgreich verlaufen, könnte die Rinne, kombiniert mit Erdsondenfeldern, künftig den Grossteil des Heiz- und Kühlbedarfs für den Flughafenkopf decken. Die geschätzten Investitionskosten belaufen sich auf rund 8 Millionen Franken, abhängig von Anzahl und Lage der Brunnen.
Wissenschaftlicher Mehrwert
Über die rein technische Nutzung hinaus liefert das Projekt auch wissenschaftlich wertvolle Daten. Die Forschungsergebnisse über den Aufbau und die Nutzung solcher Rinnen sollen der Wissenschaft zur Verfügung gestellt werden und zur Entwicklung neuer Energiespeicherlösungen beitragen. Gefördert wird das Pionierprojekt durch das Bundesamt für Energie (BFE).