Home Region Sport Magazin Schweiz/Ausland
Kanton Zürich
21.07.2025
21.07.2025 18:16 Uhr

Notpassbüro rettet Ferienpläne

Mitarbeiter des Notpassbüros am Flughafen Zürich stellen oft kurzfristig einen Reiseausweis aus, oft in letzter Minute vor dem Abflug.
Mitarbeiter des Notpassbüros am Flughafen Zürich stellen oft kurzfristig einen Reiseausweis aus, oft in letzter Minute vor dem Abflug. Bild: zvg/unsplash
Am Flughafen Zürich steht ein kleines Büro zwischen Duty-Free und Check-in, welches Jahr für Jahr Tausenden die Ferien rettet. Doch der Andrang zeigt auch ein Problem.

Das Ticket ist gebucht, die Koffer gepackt, die Sonne in der Ferne lockt und dann, beim Check-in, der Schock: Der Pass ist abgelaufen oder fehlt ganz. Was für viele das Ende ihrer Reisepläne bedeuten könnte, ist am Flughafen Zürich oft nur ein kleiner Umweg. Denn es gibt einen Ort, an dem Ferien gerettet werden, gegen 150 Franken und etwas Geduld: das Notpassbüro.

Letzte Hoffnung Notpassbüro

Rund 6900 solcher Notpässe wurden im letzten Jahr im Flughafen ausgestellt, im Schnitt also fast 19 pro Tag. In der Hauptreisezeit sind es noch mehr. Dass es das Angebot überhaupt gibt, wissen viele erst dann, wenn sie es plötzlich brauchen. Dabei ist das Notpassbüro nicht versteckt, doch auch nicht ausgeschildert wie das nächste Café. Es liegt zwischen Check-in 1 und 2, gleich neben dem Polizeiposten. Der Raum ist schlicht, nüchtern. Einzig eine grosse Pinnwand mit Postkarten aus aller Welt bringt Farbe hinein.

Ad hoc statt organisiert

Warum vergessen so viele Menschen, ihre Reisedokumente zu kontrollieren? Und wieso funktioniert das Schweizer Passsystem nicht digitaler und proaktiver? Während andere Länder automatische Erinnerungen verschicken oder ihre Ausweisprozesse ins Smartphone verlagern, ist der Schweizer Pass noch immer ein Produkt von Papier, Chip und Wartezeit. Wer ihn regulär beantragt, wartet oft mehrere Tage oder sogar Wochen.

Dagegen wirkt der Notpass wie ein Schnellschuss. Innerhalb von 15 bis 30 Minuten wird das provisorische Dokument ausgestellt. Doch es ist teuer, nicht überall gültig und nur für eine Reise bestimmt. In Länder wie die USA, wo biometrische Daten Pflicht sind, bleibt er wirkungslos.

Rettung mit Einschränkungen

Der Notpass ist also weder günstig noch besonders leistungsfähig und genau das macht ihn zum rettenden Anker in letzter Minute. Für viele Familien, die aus Unachtsamkeit oder Stress ein abgelaufenes Dokument übersehen haben, ist das die einzige Chance, den Urlaub anzutreten. Selbst für Babys werden die Notpässe ausgestellt.

Doch das System hat auch Tücken. Wer zu knapp kommt, verpasst den Flug trotz Pass. Wer ins falsche Land reist, wird womöglich wieder umgedreht. Und wer auf die Idee kommt, das Notpassbüro als Ersatz fürs reguläre Verfahren zu nutzen, wird über den Preis belehrt. 150 Franken kostet der Pass, absichtlich mehr als der offizielle Weg.

 

Zürich24