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05.09.2025
05.09.2025 16:42 Uhr

Millionen im Sägemehl, Milliarden auf dem Rasen

Ballübergabe: Thomas Renggli überreicht Schwingerkönig Ernst Schläpfer den Ball von Sepp Blatter.
Ballübergabe: Thomas Renggli überreicht Schwingerkönig Ernst Schläpfer den Ball von Sepp Blatter. Bild: Ursula Litmanowitsch
Ex-FIFA-Präsident Sepp Blatter war beim Panathlon Club Schaffhausen angekündigt – doch er musste passen. So übernahm sein Biograf Thomas Renggli und referierte über Fussball und Schwingen.

«Wie das Schwingen bodenständig blieb – und der Fussball zum globalen Geschäft wurde». Das Thema war hochspannend und vielschichtig. In seinem Vortrag stellte Renggli die Welt des Sägemehls jener der Fussball-Milliarden gegenüber: Schwingen, früher fern von Sponsoren und Kameras, heute mit Millionenbudgets und Königstiteln, die rund eine Million Franken wert sind.

Die Schwinger -Millionen

Schon das Eidgenössische 2025 in Mollis zeigt die neuen Dimensionen: 56'500 Zuschauerplätze, ein Budget von 35 Millionen Franken und Gastronomieumsätze in Millionenhöhe. Und trotzdem hat sich das Schwingen nicht von der Basis entfremdet.

Ganz anders die FIFA: Als Blatter 1975 einstieg, war der Verband klamm, elf Angestellte hielten in Zürich die Stellung. Mit Coca-Cola als Sponsor und dem Fernsehen im Rücken explodierten die Einnahmen.

Abgang nach 15'330 Tagen

Als Blatter nach 15'330 Tagen abtrat, hinterliess er eine Administration mit fast 600 Mitarbeitern und 1,5 Milliarden Franken Vermögen (und ebenso vielen Rückstellungen). Doch aus Wachstum wurde Gigantismus. «Nicht der Fussball ist korrupt – die Welt ist korrupt», zitierte Renggli Blatter. Sein Vorgänger João Havelange meinte trocken zu Blatter: «Tu as creé un monstre – du hast ein Monster geschaffen.»

  • Manuel Stocker (Leichtathletik; «With the Athletes- For The Athletes», Zürich) und Markus Vonarburg (ehem. Nati–Spitzenfechter und CH–Meister). Bild: Ursula Litmanowitsch
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  • Panathlon –Vorstand: Thomas Stoll (ehem. Radprofi Mountainbike), Andreas Isler (Judo). Bild: Ursula Litmanowitsch
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  • Sabrina Meister, (ehem. OL, WM) Claudio Blättler (ehem. Athlet Kanu, Funktionär Olympia), Marlis Pfeiffer (ehem. Volleyball Nati). Bild: Ursula Litmanowitsch
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  • Sönke Bandixen OL–WM 2003 Rapperswil–Jona, Katharina Sutter (ehem. Bob, Olympia, WM Bronze 2000), Philipp Berger (ehem. Bob, Weltcup). Bild: Ursula Litmanowitsch
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  • Peter Rohner, (ehem. Kunstturner Olympia 1972) Jean–Pierre Zürcher (Fussball). Bild: Ursula Litmanowitsch
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  • Ehem. SH–Regierungsrat und Sportstättenbau–Spezialist Hans–Peter Lenherr, Wirtschaftsgrösse und ehem. Fünfkampf-Ikone Jürg Waeffler, Kunstturner–Trainer (Olympia 1992) Gerhard Fuchs. Bild: Ursula Litmanowitsch
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Infantino und das Monster

Heute, so Renggli, treibt Gianni Infantino dieses Monster weiter an. Für 25 Milliarden Franken sollten Rechte an ein saudisches Konsortium verkauft werden. Doch nun übernehmen die Saudis den Fussball tranchenweise: Stars wie Ronaldo und Benzema wechseln für Rekordsummen nach Riad, und 2034 steigt die WM in Saudi-Arabien.

Der Kontrast zum Schwingen könnte grösser kaum sein. «Sehr eindrücklich, mit gesunder Distanz», lobte Organisator Ernst Schläpfer, selbst zweifacher Schwingerkönig das Referat.

Blatter ein Opfer?

Sportrechtler und Anwalt Hans-Peter Sorg hob die «wesentlichen Sachverhalte aus ganz anderer Sichtweise» hervor. Und der ehemalige Spitzenmanager Jürg Waeffler, Mitgründer des Panathlon Clubs, meinte: «Für mich ist Sepp Blatter ein Opfer des Ganzen – es wuchs ihm wohl über den Kopf.»

Schaffhauser Wurzeln

Ganz ohne Blatter blieb der Abend trotzdem nicht. Der 89-Jährige schickte von seiner Wohnadresse in Zürich einen Gruss und einen von ihm signierten EM-Ball der Frauen nach Schaffhausen. Dazu die Enthüllung, dass er zu einem Viertel Schaffhauser sei: Seine Grossmutter stammte aus Trasadingen.

  • Lizzi Wirz (ehem. Volleyball Nationalspielerin) und Roland Wanner, ehem. Sportamtsleiter SH. Bild: Ursula Litmanowitsch
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  • Anwalt und Sportrechtler Hans-Peter Sorg, Physio–Koriphäe Thomas Tritschler. Bild: Ursula Litmanowitsch
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  • 3 Panathlon–Vorstand: Präsidentin Mélanie Pauli, Athletik–Verantwortliche Frauenfussball SFV und Schwingerkönig Ernst Schläpfer. Bild: Ursula Litmanowitsch
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Ursula Litmanowitsch