Zürich will seinen bisherigen Velorahmenkredit von 120 auf 350 Millionen Franken erhöhen. Offiziell handelt es sich laut SP-Stadträtin Simone Brander um ein «Update» – doch der neue Kredit ist nicht nur höher, sondern weitreichender: Neu sollen auch regionale Projekte und aufwendige Kunstbauten wie Brücken und Unterführungen finanziert werden. Allein dafür sind 150 Millionen vorgesehen.
Alte Ideologie, neue Begehrlichkeiten
Vom alten Kredit wurden bisher gerade einmal 20 Millionen Franken ausgegeben. Dennoch hält der Stadtrat mehr Geld für dringend nötig, um das Velonetz «schneller und flexibler» auszubauen - und damit die eigenen Mobilitäts-Ideologie zu zementieren. Kritiker fragen sich, warum man nach so kurzer Zeit ein Vielfaches nachschiessen soll, wenn die bisherigen Mittel kaum abgerufen wurden.
Glaubensfrage auf zwei Rädern
SP, Grüne, AL und GLP feiern das Velo als Schlüssel zur städtischen Verkehrswende. FDP, Mitte und SVP dagegen warnen vor einer ideologisch aufgeladenen Mobilitätspolitik, die Kosten und Nutzen aus den Augen verliert. FDP-Gemeinderätin Martina Zürcher spricht von einem «überrissenen Betrag ohne klare Prioritäten».
Velokult statt Vernunft?
Am 30. November entscheidet das Zürcher Stimmvolk, ob es die Velo-Offensive weiter antreiben will. Die einen sehen darin den Weg in eine grünere Zukunft – die anderen bloss eine weitere Etappe im teuren Selbstversuch einer Stadt, die das Velo längst zum universellen Heilsbringer erklärt hat.