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Eishockey
26.12.2025
26.12.2025 13:46 Uhr

Davoser Mythos mit Strahlkraft nach Zürich

Zwei, die sich mögen: Auf der ganzen Linie zufrieden: OK-Präsident Marc Gianola mit dem Spengler-Cup-Maskottchen Hitsch (l.).
Zwei, die sich mögen: Auf der ganzen Linie zufrieden: OK-Präsident Marc Gianola mit dem Spengler-Cup-Maskottchen Hitsch (l.). Bild: PD
Der Spengler-Cup ist mehr als ein Eishockeyturnier. Seit über hundert Jahren prägt er die Altjahreswoche –weit über Davos hinaus wirkt. Auch in Zürich zieht er die Fans in seinen Bann.

Der Spengler-Cup gehört zum Schweizer Festtagsprogramm wie die Vierschanzentournee oder «Dinner for One». In der Altjahreswoche richtet sich der Blick aus dem oft nebligen Unterland ins verschneite Landwassertal – auch aus Zürich, wo der Turnierklassiker für viele Familien und Eishockeyfans zum festen Jahresritual geworden ist.

Erster Kontakt zum Eishockey

Hunderttausende sind mit dem Spengler-Cup aufgewachsen. Für viele war er der erste Kontakt mit Eishockey überhaupt. Ohne das Turnier hätte sich die Sportart hierzulande kaum so entwickelt, wäre die National League womöglich ein Randphänomen geblieben.

Prägende Fernsehbilder

Bis 1979 wurde in Davos unter freiem Himmel gespielt. Schneefall, Zamboni, Kaminfeger auf dem Tribünendach – diese Bilder haben sich eingebrannt. Sie sozialisierten Generationen von Fans, auch im Grossraum Zürich. Viele verfolgen den Spengler-Cup bis heute am Bildschirm, andere pilgern Jahr für Jahr selbst nach Davos.

Lebensader für den HCD

Ohne den Spengler-Cup gäbe es den HC Davos in seiner heutigen Form kaum. Das Turnier ist die wirtschaftliche und emotionale Lebensader des Rekordmeisters. Es hat den Klub national verankert – mit einer Anhängerschaft, die weit über Graubünden hinausreicht, bis nach Zürich.

Der Zürcher Schlittschuh Club gehörte in Davos zu den gern gesehenen Gäste - 1944 und 1945 gewann der ZSC den Spengler-Cup jeweils. Bild: ZSC

Turniersieger ZSC

Während des Turniers ist Züridütsch in Davos allgegenwärtig. Für viele Zürcher Fans ist der Spengler-Cup ein fester Treffpunkt, an dem sich Sport, Tradition und Feriengefühl verbinden. Und auch in der Siegerliste findet man einen prominenten Zürcher Namen: 1944 und 1945 kehrte der Zürcher Schlittschuh Club jeweils mit dem Siegerpokal ins Flachland zurück.

Sport als politisches Schaufenster

Gegründet wurde der Spengler-Cup 1921 als Beitrag zur Völkerverständigung. Seine politischste Phase erlebte er im Kalten Krieg, als tschechoslowakische und sowjetische Teams in Davos aufliefen. Das Eis wurde zur Bühne der Ideologien, Spiele zu Symbolen ihrer Zeit.

Schwarzmarkt und Meistertrinker

Im Umfeld des Turniers blühte zeitweise ein Schwarzmarkt. Kristalle aus der Tschechoslowakei oder Kaviar aus Russland waren die Schlager. Die tschechoslowakischen Spieler besserten sich so die Reisekasse auf. In den Beizen sorgten die Gäste aus dem Osten durch ihr Trinkvolumen für Staunen – und 1962 nutzte ein Spieler die Reise nach Davos sogar zur Flucht in den Westen. Der Spengler-Cup war immer auch mehr als Sport.

Ein nachhaltiger Klassiker

Mit dem Ende des Kalten Krieges verlor das Turnier seinen politischen Reiz, nicht aber seine Faszination. Heute ist der Spengler-Cup ein Klubturnier mit einzigartigem Ambiente – und ein Altjahrsklassiker, der Jahr für Jahr Menschen verbindet.

In Davos. Und in Zürich.

Thomas Rengglil
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