Was als energiesparendes Smart-City-Projekt gedacht war, sorgt bei Teilen der Bevölkerung für Unmut. Zwei aktuelle Leserzuschriften machen deutlich: Für einige Anwohner ist das neue Licht weniger Fortschritt als Zumutung.
Störendes Kunstlicht
Besonders deutlich wird die Kritik in der Zuschrift von A. P. aus Maur, der im April 2024 an den Bäckerrain im Oberdorf der Gemeinde Maur gezogen ist. Früher genoss er den sanften Schein der Strassenbeleuchtung. Mittlerweile empfindet er das Kunstlicht als störend. Spaziergänge mit seinem einjährigen Sohn beschreibt der Mann als zunehmend unangenehm: Die neuen Leuchten seien «schrecklich grell» und blendeten stark, insbesondere wegen ihrer tiefen Montage.
Der abrupte Wechsel von dunklen Abschnitten zu grellem Licht wirke störend und irritierend – «als würde einem das Licht entgegenknallen».
Wie im Gefängnishof
Auch andere Anwohner reagieren bereits: Fensterläden würden geschlossen, wo sie früher offen waren. Eine Leserin aus Ebmatingen zieht einen drastischen Vergleich: «Bei den neuen LED-Lampen fühlt man sich wie im Gefängnishof der Justizvollzugsanstalt Pöschwies.»
Verlust der Nacht
Unterstützung erhalten diese Eindrücke von einem vielbeachteten YouTube-Beitrag eines unabhängigen Licht- und Architekturkritikers. Er bezeichnet die flächendeckende LED-Umrüstung als «schlechteste architektonische Entscheidung der Neuzeit».
Hoher Preis
Zwar spare LED-Technik Energie, doch der Preis sei hoch: Mit dem Verschwinden der früheren Natriumdampflampen sei auch deren warmes, beruhigendes Farbspektrum verloren gegangen.
LED-Licht enthalte einen hohen Blauanteil, der wach mache, stärker streue und den Nachthimmel aufhelle. Die Folge: weniger Sterne, mehr Lichtsmog – und ein Gefühl, als habe man «die Atmosphäre eines Supermarktparkplatzes» gegen jene eines Dorfes eingetauscht.