Auf Wikipedia finden sich ja solche Beiträge und solche. Empfehlenswert, weil sehr gut mit Belegen versehen, ist der Beitrag «Zigarettenstummel». Zur Hebung der Laune ist er allerdings nicht geeignet. Ein Beispiel gefällig? Die Stummel enthalten «laut WHO bis zu 7000 verschiedene Chemikalien, wovon viele giftig für die Umwelt und mindestens 50 krebserregend sind» –, darunter natürlich Nikotin, das als «giftig für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung» eingestuft wird. Für Fische zum Beispiel scheint eine Zigarette pro Liter Wasser tödlich zu sein.
Die Sache mit dem Gasaustausch
Wenn man sich das Bild ansieht, kann man nur froh sein, dass Bäume keine Wasserorganismen sind. Aber wird dieses Exemplar an der Europaallee wie seine Kollegen daselbst beim nächsten Regen nicht unfreiwillig zum Nikotinkonsumenten? Wir fragen bei der Fachstelle Kommunikation von Grün Stadt Zürich nach. Tanja Huber führt aus, ein Stadtbaum habe grundsätzlich mit vielen Stressoren zu kämpfen. Wenn zusätzlich noch Abfall in die Baumscheibe gelange, sei das sicher nicht förderlich für seine Vitalität. Zum Problem der Stummel jedoch erklärt sie: «Der Baum kann die Tabakresten und das Plastik des Filters nicht als Nährstoffe aufnehmen, sie können ihn also nicht schädigen. Bei grösseren Mengen Abfall kann aber durchaus der Gasaustausch in der Baumscheibe gefährdet werden. Dann erhalten die Wurzeln zu wenig oder gar keine Luft mehr.»
Kippen saugen, Milben killen
Also weg mit den Zigistummeln! Für die Strassenreinigung ist natürlich das ERZ (Entsorgung und Recycling Stadt Zürich) zuständig. Einfach dürfte die Reinigung einer Baumgrube wie auf dem Bild nicht sein. Die Stummel liegen ja in einer Vertiefung und zum Teil unter der eisernen Abdeckung. Wie packt man es also an? Frau Huber hat freundlicherweise gleich selbst beim ERZ angefragt. Dort erklärt man, die Stummel in den Gussabdeckungen würden bei der regelmässigen maschinellen Strassenreinigung von der Kehrsaugmaschine erfasst. Weiter heisst es jedoch: «Der Abfall in der Baumgrube muss zusätzlich mit Absaugen entfernt werden. Beim Absaugen der freiliegenden Oberfläche geht aber auch ein Teil des Baumsubstrates verloren, deshalb muss die Saugmaschine möglichst sparsam eingesetzt werden.»
Einfach zu bequem
Am Ende klingt es beim ERZ dann etwas frustriert: «Obwohl genügend Abfallbehältnisse im öffentlichen Raum vorhanden sind, werden Baumscheiben leider immer wieder für die Abfallentsorgung missbraucht.» Es ist offensichtlich einfach zu bequem, die Kippen im Vorübergehen in die recht grossen Gruben zu schnippen. Da nützen die Baumscheibenabdeckungen wenig – immerhin taugen sie laut ERZ «als Schutz vor Befahren und Begehen».
Zuletzt noch etwas Positives, verbunden mit einem Tipp für die städtischen Vögel (Wikipedia sei Dank): Baut Stummel in eure Nester ein, das hält Milben fern! Womit wir dann beim Insektensterben gelandet wären. Aber was solls, Stadtvögel sind heute eh mehrheitlich vegan.