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Stadt Zürich
17.05.2023
22.05.2023 11:30 Uhr

Ein lustiger, politisch völlig unkorrekter Klamauk

(v.l.) Uli Nieding, Roberto Blanco, Kamil Krejci und die herausragende Sabina Deutsch in «Monsieur Claude und seine Töchter».
(v.l.) Uli Nieding, Roberto Blanco, Kamil Krejci und die herausragende Sabina Deutsch in «Monsieur Claude und seine Töchter». Bild: Christian Knecht
Genüsslich wird fast jedes rassistische und religiöse Fettnäpfchen breitgewalzt. Trotzdem oder gerade deswegen ist die Theaterversion von «Monsieur Claude und seine Töchter» höchst unterhaltsam. Roberto Blanco mal live zu sehen ist den Eintritt alleine wert.

Im Bernhardtheater wird aktuell «Monsieur Claude und seine Töchter» nach dem gleichnamigen französischen Erfolgsfilm aufgeführt. Ein Ehepaar hat vier Töchter, die sich eher verhaltensauffällige Ehemänner multikulti querbeet ausgesucht haben. Das sorgt im konservativen Haushalt («Ich wähle FDP») für viel Aufruhr.

«Ein bisschen Spass muss sein»

Den bekanntesten Namen in der munteren Schauspieltruppe trägt der Sänger Roberto Blanco. Sein grösster Hit «Ein bisschen Spass muss sein» kommt in der zweistündigen Aufführung ohne irgendwelche Hänger immerhin als Telefonklingenton vor. Wenn Blanco genüsslich einen «Mohrenkopf» isst und über diese umstrittene Bezeichnung sinniert, dann reichts langsam mit den Witzen und Bösartigkeiten über schwarze Haut, die Deutschen, die Chinesen, die Araber und die Juden. Aber sonst kann man herzhaft lachen über diese Zoten – denn es kommt ja alles gut heraus, was der eine oder andere wohl schon im Voraus weiss vom Film-Original. Trotz dieser vorgespurten Handlung besticht die Zürcher Adaption durch viele lokale Bezüge. Das Ensemble von nicht weniger als 13 Personen erzeugt viele Lacher, sodass man sich stets wohl fühlt in diesem doch speziellen Theatersaal mit Tischchen, an denen man auch während der Vorführung etwas konsumieren kann.

Das Urgestein aus Adliswil

Sabina Deutsch kam bei der Premiere am besten an beim Publikum. Sie spielte die Mutter der vier Töchter sehr fesselnd und oft urkomisch. Kamil Krejci, Theater-Urgestein aus Adliswil, verwandelte sich gekonnt in den griesgrämigen Vater, der dann doch auftaut, nach zweidrei Schlückchen Schnaps. Zur Höchstform liefen die drei Schwiegersöhne auf, die sich teilweise mehr als verbal zankten.

Zuerst der Glauben, dann die Hautfarbe

Nach der Pause, die Spannung stieg, rückten die Frotzeleien über die Glaubensrichtungen in den Hintergrund. Nun mischte sich Roberto Blanco als Schwiegervater ins Geschehen ein. Seine rollenden Augen allein sind den Theaterbesuch wert. Überzeugend auch sein Theatersohn Clovis Kasanda mit seinem «loozäääärner» Dialekt.

Besonders aufgefallen sind der Clou mit den Zeitsprüngen in der Aufführung, die quasi in umgekehrter Slowmotion sehr originell wirkten, plus die Begleitmusik, welche die Stimmung jeweils perfekt wiedergab.

Ein Theaterabend, der in guter Erinnerung bleibt. Und man hat doch tatsächlich mal Roberto Blanco live gesehen. Wäre er nicht Sänger geworden, dann doch hoffentlich Schauspieler.

Das Stück läuft noch bis 2. Juli.

Lorenz Steinmann