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Stadt Zürich
07.10.2023
10.10.2023 11:01 Uhr

Auf dem Bike durch Zürich – drei Velo-Touren im Test

Im Restaurant Grünwald lässt sich bestens einkehren. Für die Velos hat es eine spezielle «Haltestelle».
Im Restaurant Grünwald lässt sich bestens einkehren. Für die Velos hat es eine spezielle «Haltestelle». Bild: ls.
In und um Zürich gibt es etliche Bike-Trails, die für eine Velotour unter die Pneus genommen werden können. Die «Zürich24»-Redaktion schlägt drei Bike-­Touren vor, wobei keine von ihnen in einem Tourenführer zu finden ist. Wir haben sie exklusiv für unsere veloaffinen Leserinnen und Leser getestet.

Daniel Jaggi, Lorenz Steinmann

Zwei Touren, eine entlang der Landesgrenze und die andere eine Halbmarathon-Strecke, sind traditionelle Bike-Touren, die über Asphalt, Waldstrassen und Singletrails führen. Jene Route, die durch die Stadt Zürich führt, eignet sich auch für Familien mit etwas grösseren Kindern und ist eine typischen Gravel-Tour, die hoch über Zürich über Asphalt und ausgedehnte Waldwege tolle Ausblicke auf die Kantonshauptstadt erlaubt.

Aber denken Sie daran: Biken ist zwar ein grosser Genuss in der Natur, der Sport birgt aber auch Gefahren. Eine gute Ausrüstung, Vorbereitung und ein defensiver Fahrstil sorgen für Sicherheit. Am wichtigsten dabei ist der Velohelm. Die Sportbrille verhindert, dass etwas ins Auge gelangt. Langfingerhandschuhe schützen bei Stürzen die ganze Hand. Für mehr Sichtbarkeit sorgt zudem passende Kleidung mit hellen und reflektierenden Materialien.

Entlang der Landesgrenze und Schmugglerwegen im Rafzerfeld

Okay, obs wirklich Schmugglerwege waren, lässt sich nur schwer überprüfen. Aber die Strecke von Lottstetten (D) nach Wasterkingen geht immer der Landesgrenze entlang. Zwischendurch sogar auf schmalen Pfaden. Wer absteigt, steht mit dem rechten Fuss in Deutschland und mit dem linken in der Schweiz. 

Start ist beim Bahnhof Rafz, der bestens mit der S-Bahn erreichbar ist. Von hier geht es in die inzwischen knapp 4000 Einwohner zählende Gemeinde, die viel Historisches zu bieten hat. Ein Abstecher ins Dorfzentrum lohnt sich auf jeden Fall. Anschliessend geht es auf der Hauptstrasse in nordöstliche Richtung nach Lottstetten. Unterhalb des Dietlisbergs überquert man bereits die Landesgrenze, wovon je ein Zollhaus auf der Schweizer und auf der deutschen Seite zeugen. Kurz nach der Grenze biegt man links ab Richtung Bleich.

Nun geht es auf einem Waldweg der Landesgrenze entlang, die gefühlt alle 100 Meter mit einem Grenzstein markiert ist. Bei Punkt 547 erreicht man den sogenannten Rafzerstein. Er stammt aus dem Jahre 1728. Darauf ist noch das Wappen der Grafen von Sulz eingraviert und ebenso sind darauf die beiden Grossbuchstaben GB zu finden. Sie stehen für das Grossherzogtum Baden, das von 1806 bis 1918 bestand. Übrigens: Zwischen 1840 und 1935 benötigten Grenzgänger hier aufgrund ein deutsch-schweizerischen Staatsvertrags keinen Ausweis.

Bis zum Kraftwerk Rheinsfelden

Nach dem historischen Exkurs geht es weiter immer genau der Grenze entlang. Wir fahren auf schmalen Trails, teilweise durch sumpfiges Gelände, und gelangen zum Punkt 556 (Buchholz). Nun geht es südwärts, immer möglichst auf der Landesgrenze, was nicht überall möglich ist, deshalb jeweils das nächstgelegene Strässchen nehmen. Vor Buchenloo kommen wir am Schwarzenbach-Weiler vorbei, der es gerade noch in die Schweiz «geschafft» hat. Vom Weiler geht es zu Punkt 492, wo wir erneut auf eine Grenzstation treffen. Doch zuvor lohnt sich eine Pause. 

Denn hier, im Grenzgebiet zwischen der Schweiz und Deutschland, dominiert die Landwirtschaft. Man sieht bis Baltersweil im Osten und zum Sendeturm auf dem Wannenberg im Westen. Wenig später lassen wird das meistens verlassene Zollhaus hinter uns und steigen gemächlich westwärts Richtung Gnül auf. Wenn es zuvor geregnet hat, kann die Weiterfahrt zum Bergheim eine ganz schön sumpfige Angelegenheit werden. Wir stechen nun über den Wanderweg direkt nach Wasterkingen ab. Von hier können wir via Veloweg zurück zum Bahnhof Hüntwangen fahren, oder aber wir überqueren die in der Ebene liegenden Felder in südliche Richtung hin zum Rhein. Bei Punkt 376,1 stechen wir in den Wald und fahren Richtung Mooshalde, wo wir steil zum Kraftwerk Rheinsfelden abfahren. Hier gibt es wieder viel (Historisches) zu sehen und bei ordentlich Wasser auch einiges zu hören. Es geht weiter zum südwestlich gelegenen Bahnhof Zweidlen-Station, wo wir die Räder bequem in den «Turbo» laden können; wer noch mag, kann dem Rhein entlang zum Bahnhof Eglisau fahren. (dj.)

Die Grenztour

Länge: 33 km
Zeit: 1 Std. 50 Min.
Aufstieg 420 m
Schwierigkeit: mittel
Kondition: 4 von 10
Einkehrmöglichkeit: keine

Ein «Bike-Halbmarathon» und 211 Treppenstufen

Für einmal gehen wir fremd, biken auf der ausgeschilderten Halbmarathon-Strecke, die um Bassersdorf führt, aber nicht, ohne einen Abstecher auf den Hardwaldturm zu machen.

Start ist auf dem Stadtplatz in Kloten, von wo wir dem Altbach entlang bis zur Garage Ruckstuhl fahren. Dort überqueren wir die Industriestrasse und unterqueren die Bahnlinie. Nun geht es den Geleisen entlang Richtung Osten, wir fahren am Dorfnest vorbei und stechen, immer auf dem Dorfnestweg bleibend, in den Wald. Bei der Abzweigung ist der Halbmarathon ausgeschildert. Via Molenchopf gelangen wir nun zur asphaltierten Dietlikonerstrasse, wo wir einen Abstecher zum Turm machen. Dort erwarten uns 211 Treppenstufen und ein toller Ausblick in die Berge, auf den Flughafen oder zur Gerlisburg. 

Danach geht es zurück auf die Dietlikonerstrasse, die nun Klotenerstrasse heisst. Im Tüfital zweigen wir Richtung Osten ab und gelangen zum Tiergarten, wo sich das national geschützte Naturschutzgebiet Gubel befindet. In der einstigen Kiesgrube leben seltene Tier- und Pflanzenarten. Immer den Marathon-Schildern folgend geht es weiter nach Baltenswil, wo man über den Oberen Rütiweg (Achtung: hier fehlt das Schild) nach Wäldlen fährt.

Entlang der Hauptstrasse erreichen wir Tagelswangen, wo eingangs gleich in westliche Richtung abgebogen und über Waldwege nach Nürensdorf gefahren wird, von wo der Weg über den Homberg zur «Kreuzstrasse» führt. Nun geht es durchs Langeteholz nach Gerlisberg. Hier besteht eine aussichtsreiche Einkehrmöglichkeit. Gestärkt geht es südlich von Gerlisberg via Ober- und Unteräntschberg durch den Hof Äntschberg an Punkt 493 vorbei auf einem Singletrail rassig hinunter nach Kloten, wo wir dem Altbach entlang zurück zum Stadtplatz fahren. (dj.)

Die «Halbmarathon»-Tour

Länge: 23 km
Zeit: 1 Std. 20 Min. (inkl. Turm)
Aufstieg: 309 m
Schwierigkeit: mittel
Kondition: 5 von 10
Einkehrmöglichkeit: Restaurant Gerlisburg in Gerlisberg

Eine Waldtour in der sonst so lauten Stadt Zürich

Auch in der nicht sehr velo­freundlichen Stadt Zürich gibt es ruhigere Velostrecken. Eine führt durch den Wald zum Gubrist. Zur Bergkuppe, nicht zum Tunnel. Dazwischen kann man die «ETH-Stadt» am Hönggerberg erkunden und im Gartenrestaurant Grünwald einkehren.

Die beschrieben Tour schlängelt sich über den Moränenhügel vom Bucheggplatz bis zum Gartenrestaurant Grünwald an der Regensbergerstrasse in Höngg. Dazwischen liegt etwa in der Mitte der ETH-Ableger, eine fast schon eigenständige «Stadt», mit Poststelle und Einkaufsmöglichkeiten. Wendepunkt der gemütlichen Tour ist die erwähnte Gartenbeiz mit dem selbsterklärenden Namen. Wer Zeit und Lust hat, kann von dort über eine frisch geteerte, aber autofreie Stichstrasse noch den Gubrist erklimmen (etwa 100 Höhenmeter).

Jenes Strässchen dient dem Kantonalen Tiefbauamt als Zufahrt zu einem erstaunlich idyllisch gelegenen Betriebsgebäude inklusive grossem Abluftkamin für den berühmten Tunnel. Hier oben spürt man aber nichts vom tosenden Autolärm. Alles ist schön verpackt im Berg. Doch beginnen wir am Bucheggplatz. Diese grosse Kreuzung überspannt zum Glück die so genannte Spinne, ein filigranes Konstrukt für Fussgänger – und für rücksichtsvolle Velofahrer. So gehts neben dem Denner zuerst recht steil hinauf in den Wald, wo wir den Wanderwegtafeln folgend in Richtung ETH Hönggerberg radeln. Auffällig: der schön geschnitzte Holzbrunnen des Holzkünstlers Thomas Jud.

Und schon kommen wir aufs riesige Gelände der ETH Hönggerberg. Da führen einige Wege in Richtung Westen. Es gilt, die Unterführung zu finden, welche den nicht eben schmale Hönggerbergring unterquert (siehe Bild). Dann gehts wieder den Wanderwegtafeln nach durch einen schönen Wald, den die ETH zum «Waldlabor» auserkoren hat. Hier lässt sich auch als Laie erkennen, dass es verschiedene Arten der Waldpflege gibt.

Bei den vielen Weggabelungen braucht es nun eine gewisse Portion Gelassenheit. Denn wer mal eine Abzweigung verpasst, kann sicher sein, dass auch der nächste Weg nach Westen und zur Regensdorferstrasse führt. Dort angekommen, ist Richtung Höngg und Stadt Zürich auch das Restaurant Grünwald nicht weit. Gestärkt kann man sich nun auf den Weg zurück machen – oder noch zum Gubrist hochfahren. Eine ruhige Tour mit viel Schatten der Bäume. Keine Selbstverständlichkeit im sonst heissen, hektischen Zürich. (ls.)

Die Züriwald-Tour

Länge: 15 km (inkl. Stichstrasse 22)
Zeit: +/– 2 Stunden
Aufstieg: 50 m (inkl. Stichstrasse 150)
Schwierigkeit: leicht bis mittel
Kondition: 2 von 10
Einkehrmöglichkeit: «Grünwald»

Daniel Jaggi, Lorenz Steinmann