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Stadt Zürich
08.01.2024
08.01.2024 17:57 Uhr

Warum tiefe Autonummern faszinieren

Rekord: Mehr wurde in der Schweiz noch nie für ein Kontrollschild bezahlt.
Rekord: Mehr wurde in der Schweiz noch nie für ein Kontrollschild bezahlt. Bild: zVg
Die staatlichen Einnahmen für tiefe und auffällige Kontrollschilder gehen zurück. Aber noch immer bezahlen Autofahrerinnen und Autofahrer hohe Preise, etwa für ZG 10 oder für ZH 50. Was erhoffen sich Besitzer davon?

Bei den wöchentlichen Versteigerungen von Zürcher Kontrollschildern haben Autofahrer im vergangenen Jahr 4,9 Millionen Franken ausgegeben. Damit lag der Jahreserlös so tief wie seit drei Jahren nicht mehr. Dies schreibt der «Tages Anzeiger» am Montag.

Dennoch greifen Fahrzeuglenker für das Nummernschild ihres Herzens immer noch tief in die Tasche. Im Jahr 2023 trug die Autonummer ZH 50 den höchsten Betrag ein: 202’000 Franken. Ein Jahr zuvor hatte ein Autofahrer die Rekordsumme von 226’000 Franken für das Schild mit der Aufschrift ZH 100 hingeblättert.

ZG 10 mit Schweizer Rekord

Schweizweit am meisten wurde mit 233’000 Franken für die Zuger Nummer ZG 10 bezahlt. Diesen Luxus hat sich im Jahr 2018 der Bitcoin-Milliardär Niklas Nikolajsen geleistet. Inzwischen hat der Kanton Zug die Versteigerungen eingestellt, weil er das Geld aufgrund der glänzenden Kantonsfinanzen nicht mehr braucht.

Keine Trends

Weshalb die Zürcher Einnahmen 2023 gesunken sind, ist unklar. Severin Toberer, Sprecher des Zürcher Strassenverkehrsamts, sagt gegenüber dem «Tages Anzeiger», das Amt erkenne keine besonderen Trends oder Auffälligkeiten. «Dass der Erlös über die Jahre schwankt, hängt unter anderem von der Anzahl der Kontrollschilder und den genauen Nummern ab, die in einem Jahr versteigert werden», erklärt er.

Tiefer Nummern als Statussymbol

Seit vielen Jahren handelt der Bündner Andrea Nussio mit Kontrollschildern. Ihn erstaunt der Run auf tiefe Kontrollschilder überhaupt nicht, wie er gegenüber der «Südostschweiz» schon 2018 sagte. Es gehe nicht um den Wert der Nummer, sondern um den ideellen Wert, den die potenziellen Käufer damit verbinden, so Nussio. Und noch eine Expertenmeinung: Dass Autokennzeichen immer wieder für fünf- bis sechsstellige Summen versteigert werden, sieht Stefan Hotan, Vereinspräsident der «Interessengemeinschaft Schweizer Kontrollschilder» positiv. Zum «Blick sagte er kürzlich: «Wenn jemand eine emotionale Bindung zu einer Zahl hat oder sie als Statussymbol ansieht, ist es okay so viel für die entsprechende Autonummer auszugeben.»

Eine grosse Vergangenheit

Tatsächlich fällt ein Auto mit einer tiefen oder einer auffälligen Autonummer nach wie vor auf. Der Legende nach gehören solche Autos Menschen und Familien, die Beständigkeit und Tradition ausstrahlen. Hatte nicht schon der Grossvater des Halters ein Auto, vielleicht als Arzt oder Anwalt gar das erste im Ort? Die Familie muss doch immer noch eine grosse Nummer sein, keine Frage. So zumindest lautet das Klischee. Dass aber die Polizei solche Fahrzeuge weniger kontrolliert, gehört wohl ins Reich der Märchen.  

Thomas Renggli/red./Zürich24