Die Wohnungsnot in der Stadt Zürich war schon lange nicht mehr so allgegenwärtig wie in den letzten Wochen. Über 250 Menschen in den sogenannten Sugus-Häusern müssen bis im September ihre vergleichsweise günstigen Wohnungen verlassen.
Wer nach dem Umbau zurückwill, muss eine höhere Miete in Kauf nehmen. Schnell eine neue Wohnung zu finden, dürfte ebenfalls schwierig werden: Die Leerwohnungsziffer in der Stadt Zürich beträgt 0,1 Prozent, im Kanton 0,6 Prozent.
Weit vom Ziel entfernt
Eigentlich sollte sich die Situation am Wohnungsmarkt längerfristig verbessern. Bis 2050 will die Stadt einen Drittel gemeinnützige Wohnungen. Von diesem Ziel ist Zürich mit rund 27 Prozent allerdings noch weit entfernt.
Die Stadt fördert gemeinnützige Wohnbauträger; einerseits finanziell, andererseits kauft sie selbst auf dem freien Markt ein – notabene mit Steuergeldern. Seit dem 1. Juli 2021 kann der Stadtrat dies mehr oder weniger in Eigenregie machen, zuvor musste er den Gemeinderat fragen. Wie viel Geld die Stadt seither für Liegenschaften ausgegeben hat, blieb lange relativ diffus – bis jetzt.
40 Liegenschaften gekauft
Auf Anfrage der SVP-Gemeinderäte Reto Brüesch und Jean-Marc Jung hat der Stadtrat eine Liste mit sämtlichen Liegenschaften präsentiert, die er seit 2019 gekauft hat. Sie eignen sich gemäss Stadt allesamt für Wohnungen oder «förderungswürdiges Gewerbe».
Insgesamt 40 Liegenschaften beinhaltet diese Liste. Der Stadtrat hat über die Jahre immer mehr Liegenschaften erworben: Während es 2019 und 2020 noch jeweils vier waren, waren es 2023 bereits 17. Insgesamt 663 Millionen Franken hat der Stadtrat dafür bezahlt, wie die Limmattaler Zeitung aufgrund der Daten ausgewertet hat.
Am meisten hat er 2023 mit 359 Millionen ausgegeben. Bei 22 der 40 Liegenschaften handelt es sich um Gebäude mit Wohnungen, 10 betreffen das Gewerbe. Der Rest sind Spezialnutzungen oder unbebautes Land.
Fünfmal mehr Wohnungen von Privaten
Wie viele Wohnungen aus den Immobilienkäufen letztlich entstehen werden, ist allerdings unklar. Fakt ist: Das Angebot von rund 300 Wohnungen innert fünf Jahren reicht bei weitem nicht aus, um das Drittelsziel zu erreichen. Zum Vergleich: Zusammen mit weiteren gemeinnützigen Bauträgern sind zwischen 2020 und 2023 1100 Wohnungen entstanden, zur gleichen Zeit jedoch rund 5900 von gewinnorientierten Bauträgern, also etwa fünfmal mehr.
Im Wettkampf mit den privaten Bauträgern kommt die Stadt nur geringfügig vom Fleck. Die Quote an gemeinnützigen Wohnungen hat sich in den vergangenen Jahren kaum verändert.