In Zürich-Oerlikon entsteht in diesen Tagen ein Zentrum moderner Rüstungstechnologie. Der deutsche Konzern Rheinmetall investiert massiv in seinen Schweizer Standort und verdoppelt in den kommenden Jahren die Mitarbeiterzahl. Rund 600 neue Arbeitsstellen sollen geschaffen werden. Grund dafür ist die hohe internationale Nachfrage nach dem Flugabwehrsystem Skyranger, das in Oerlikon entwickelt und produziert wird.
Aufstockung begann bereits
Bereits im November 2024 begann die personelle Aufstockung, erste 45 neue Mitarbeitende wurden eingestellt. Aktuell sind knapp 80 Stellen offen, vor allem in den Bereichen Technik, Entwicklung und Fertigung. Der Ausbau betrifft das gesamte Areal. Bestehende Gebäude werden saniert, Produktionskapazitäten modernisiert, neue Kantinen und Aufenthaltsräume geplant.
Drohnenabwehr aus Zürich
Das in Zürich entwickelte Skyranger-System ist eine Reaktion auf die veränderte Bedrohungslage in Europa, insbesondere seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Das kompakte Flugabwehrsystem wird auf Fahrzeugen montiert, erkennt mithilfe von Radar und Sensorik feindliche Drohnen, lenkt automatisch und feuert programmierbare Munition ab. Einsatzfähig ist es auch gegen Helikopter.
Bestellungen wurden bereits aufgegeben: Österreich will 35 Skyranger, Deutschland 19, Dänemark 16. Die Stückpreise liegen bei rund 30 Millionen Euro. Die Bestellungen sind Teil der «European Sky Shield Initiative» (Essi), einem multinationalen Programm zur Stärkung der europäischen Luftverteidigung. Auch die Schweiz ist diesem Zusammenschluss beigetreten.
Politische Grauzonen
Trotz der Erfolgsmeldungen bleibt die Lage komplex. Die Schweiz hat ein restriktives Kriegsmaterialgesetz, das die Weitergabe an kriegführende Staaten untersagt. Deutschland und andere Partnerländer haben Schweizer Produkte zeitweise boykottiert. Dass ausgerechnet Deutschland jetzt zu den ersten Bestellern des Skyrangers gehört, hat auch damit zu tun, dass die Munition nicht in der Schweiz, sondern in Deutschland gefertigt wird.
Rheinmetall-CEO Armin Papperger sprach im Frühjahr von einer geplanten Gesamtproduktion von mehr als 1000 Einheiten in den nächsten zehn Jahren. Parallel zum Ausbau in Zürich wird deshalb auch ein zusätzlicher Produktionsstandort in Deutschland geprüft.
Verdrängung trotz Aufschwung
Die Erfolgsgeschichte hat jedoch eine Kehrseite: Der Platzbedarf von Rheinmetall verdrängt bestehende Nutzungen. Besonders betroffen ist das Machtheater, das im selben Gebäudekomplex seit Jahren Jugendlichen mit kognitiven Beeinträchtigungen eine zertifizierte Ausbildung bietet. Der Verein soll seine Räume verlassen, weil Rheinmetall die Flächen für neue Kantinenplätze benötigt.