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Fussball
21.09.2025
21.09.2025 18:39 Uhr

Cupzauber auf der Steinkluppe

Sieger der Herzen: der FC Unterstrass gehört trotz fünf Gegentoren zu den Gewinnern.
Sieger der Herzen: der FC Unterstrass gehört trotz fünf Gegentoren zu den Gewinnern. Bild: rs
Der FC Unterstrass unterliegt im Sechzehntelfinal des Schweizer Cups Challenge-League-Vertreter Xamax 0:5. Und doch feiert der Klub auf dem Sportplatz Steinkluppe, als habe er soeben die Champions League gewonnen.

Ein Samstag wie selten auf dem altehrwürdigen Sportplatz Steinkluppe: Kinder kicken, Nachbarn plaudern, Hunde drehen ihre Runden – und plötzlich stehen Profis von Neuchâtel Xamax auf dem Rasen. 2000 Zuschauer drängten sich auf die Anlage, wer keinen Platz fand, schaute vom Balkon oder Fenster zu. Ein Fussballfest im Herzen des Quartiers.

Sportlich klare Sache

Sportlich erledigte der Challenge-League-Klub aus Neuenburg seine Pflicht souverän und gewann 5:0. Bereits nach einer halben Stunde lag der FC Unterstrass 0:2 zurück. Doch das Resultat war nur eine Facette.

Der Sohn der Kamerun-Legende

Das Spiel zeigte die Faszination des Cups in der gesamten Bandbreite: Mit Albert Miller, 42-jährig und Sohn der Kamerun-Legende Roger Milla, stand beim FC Unterstrass ein Spieler auf dem Feld, der fast doppelt so alt war wie mancher Gegner – ein Symbol für Herzblut und Leidenschaft.

Und am Ende kam es zu einer Szene, die man wohl nur im Amateurfussball erlebt: Der Schiedsrichter pfiff in der 89. Minute ab, weil die Uhr falsch lief. Erst Verwirrung, dann Gelächter – und die Steinkluppe bebte ein letztes Mal.

Die Leidenschaft des Gemeinderats

Auch Ronny Siev, GLP-Gemeinderat und Nachbarschaftskind, war begeistert. Der Zürcher, der den Match an der Seite von Regierungsrat Mario Fehr und Rita Zbinden, der Präsidentin des Fussballverbands Region Zürich, verfolgte, schwärmt noch heute von den grossen Xamax-Zeiten mit Gilbert Gress, Gilbert Facchinetti, Roy Hodgson, Uli Stielike, Don Givens oder Robert Lüthi. Und er hat ein grosses Herz für den FC Unterstrass und für die Steinkluppe: «Ein kleiner Sportplatz, aber eine tolle Atmosphäre», sagte er, als er den dritten Xamax-Treffer durch Demhasaj beklatschte – Selfie inklusive.

  • VIP-Tribüne im Kreis 6: Regierungsrat Mario Fehr, Gemeinderat Ronny Siev und Rita Zbinden, die Präsidentin des Fussballverbands der Region Zürich. Bild: rs
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  • Volksfeststimmung: Auf der Steinkluppe herrscht Cup-Euphorie. Bild: rs
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  • Smalltalk: Xamax-Goalie Anthony Mossi unterhält sich mit einem Fan. Bild: rs
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  • Reserviert! Auf der Steinkluppe galt am Samstag eine klare Sitzordnung. Bild: rs
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  • Selfie mit Xamax-Star: Ronny Siev (l.) mit Shkelqim Demhasaj. Bild: rs
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Sepp Blatter zieht den Hut

Besondere Worte fand auch Sepp Blatter, Ehrenpräsident von Xamax: «Das grosse Xamax bekundet Mühe, in die Super League zurückzukehren. Aber im Cup bietet sich die Chance, Geschichte zu schreiben. Ich ziehe den Hut vor Unterstrass – Vereine wie dieser bilden die Basis des Schweizer Fussballs und leisten unschätzbare Arbeit im sozialen Bereich. Spiele wie am Samstag machen die Essenz des Cups aus.»

Abseits des Rasens zeigte sich, was Blatter meinte: Spezielle Fanschals, DJs und ein buntes Quartierfest – egal, wie hoch das Resultat war.

Der Stolz des Zweitligisten

So ging der sportliche Traum verloren, doch in den Herzen bleibt er lebendig: Ein kleines, stolzes Team aus der 2. Liga auf der grossen Bühne – und die Steinkluppe, die zeigt, dass der Fussball seine Wurzeln noch nicht verloren hat - zumindest nicht im Zürcher Kreis 6. Hier besteht er aus Menschen, Erinnerungen und Geschichten, die im Quartier noch in Jahren erzählt werden.

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