Die beiden historischen Inschriften «Zum Mohrenkopf» und «Zum Mohrentanz» dürfen - wie von der Stadt geplant - abgedeckt werden, wie das Bundesgericht im Juli entschied. «Warum beurteilt der Stadtrat diese zwei Fälle so gegensätzlich?», fragen die Fraktionen von AL, SP und Grüne im kürzlich eingereichten Vorstoss zu den Figurenköpfen im Schulhaus Hirschengraben. Der «Tagesanzeiger» berichtete als erstes online über die dringliche Anfrage.
Auftrag Atelier Jung
Weiter wollen die Gemeinderatsmitglieder wissen, wie es zur Vergabe des Gutachtens an das Atelier Jung gekommen sei und welchen Auftrag dieses genau erhalten habe. Ausserdem möchten sie geklärt haben, ob es eine gesamtstädtische Strategie im Umgang mit potenziell rassistischen oder diskriminierenden Bildnissen und Schriften an und in städtischen Gebäuden gebe.
Im Vorstoss fragen sie auch, warum unter den befragten Experten keine Historiker vertreten sind, die zu Rassismus, Rassifizierung, Rassenlehre oder Kolonialismus um die Jahrhundertwende forschen.
«Wichtiges Zeitdokument»
Ende August hatte der Stadtrat ein unabhängiges Gutachten zu den 16 geschnitzten Figurenköpfe in der Aula des Stadtzürcher Schulhauses Hirschengraben präsentiert. Dieses kam zum Schluss, dass die Köpfe nicht als diskriminierend oder rassistisch zu bewerten seien.
Der umfangreiche Bericht empfahl, die Figuren in einen historischen Kontext zu stellen, die geschnitzten Figurenköpfe «als wichtiges Zeitdokumen» an Ort und Stelle zu belassen und auch keinesfalls abzudecken.
Die acht Völkerpaare wurden 1894/95 von Kunsthandwerkern geschaffen und symbolisieren Kulturen aus aller Welt. Auslöser des Gutachtens war der Bericht «Möglichkeiten zum Umgang mit kolonialen Spuren im Stadtraum» von 2021, der für die Aula dieses Schulhauses eine Aufarbeitung empfohlen hatte.